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In dieser Rede anlässlich des Gedenkens an alle unter homosexuell subsumierten Opfer des Nationalsozialismus spricht sich Arn Sauer von TransInterQueer e.V. für einen differenzierteren Blick auf diese Opfer und für eine "trans‐inter‐queere Spurensuche" und queere Erinnerungskultur aus. Insbesondere die Subsumierung unter "homosexuell" in der bisherigen historischen Forschung wie auch die Reduzierung des Verfolgungsbegriffs auf Kriminalisierung homosexueller Handlungen machten, so Sauer, Trans*, Inter* und Lesben in der Aufarbeitung der Homosexuellenverfolgung unsichtbar. Ein angemessenes Gedenken müsse dagegen jedes Opfer "in seiner_ihrer Vielfalt und die Vielfalt der Verfolgungsgründe anerkennen".
Queering Trans*-Gesundheit
(2016)
Die Autor_innen werfen einen kritischen Blick auf die gesundheitliche Situation und Versorgung von geschlechtlich non-konform lebenden Menschen in Deutschland und formulieren auf Basis von queer-theoretischer Forschung und Menschenrechtsansätzen konkrete Forderungen für die Verbesserung von Trans*-Gesundheitsversorgung. Nach einem Überblick über Trans* im Kontext queerer Theorie und Politik sowie über den sich wandelnden Umgang der Medizin mit Trans* folgt eine Analyse der aktuellen Trans*-Gesundheitsversorgung: Das "Diskriminierungssystem von Trans* im Gesundheitsbereich" veranschaulichen die Autor_innen bspw. anhand standardisierter Verhaltensauflagen wie verpflichtender Alltagstests, aber auch anhand der "institutionalisierten Trans*Phobie" im deutschen Gesundheitswesen. Die Forderungen für einen "menschenrechtsbasierten Perspektivenwechsel" umfassen u.a. eine individualisierte, partizipative Behandlung von Trans*, selbstbestimmten Zugang zu allen medizinisch notwendigen und gewünschten Maßnahmen, trans*-affirmative Therapieansätze, Aufklärung in der Ausbildung im Gesundheitswesen, Ausbau niedrigschwelliger Beratung für Trans* und Angehörige sowie Ausbau von Forschung und Datensammlung zu Trans*-Gesundheit.
Selbstbestimmung von und neue Sichtweisen auf Trans* – wer hat Angst vorm Perspektivenwechsel?
(2015)
Sauer und Hamm kritisieren in diesem Artikel die medizinisch-diagnostischen Behandlungs- und Begutachtungsstandards bezogen auf Trans*. Sie skizzieren die konkreten Probleme, die sich für Trans*personen aus den 2015 aktuellen Verfahren bezogen auf Vornamens- und Personenstandsänderung sowie auf medizinisch trans*-spezifische Versorgung ergeben. Insbesondere gehen sie auf die Setzung von Trans* als "psychische Störung" ein, die eine ärztliche Diagnose erfordere, auf die Praxis des "Alltagstests" und die Doppelrolle von Therapeut_innen, die zwar vertrauensvoll therapeutisch begleiten, gleichzeitig aber auch die "wahre" Transidentität diagnostizieren sollen. Sauer und Hamm fordern eine "grundständige Reform des Transsexuellenrecht im Sinne und unter Beteiligung von Trans*". Die "alte, binäre, pathologisierende Sicht", das medizinisch-psychiatrische "Expert_innen"-Wissen müsse abgelöst werden von einer Orientierung am Selbstbestimmungsrecht von Trans*.
Dieser Bericht stellt die Ergebnisse der Begleitforschung zum Jugendprojekt "Trans* - Ja und!?", einer Kooperation zwischen dem Bundesverband Trans* und dem Jugendnetzwerk Lambda, vor. Es wurden Interwies mit insgesamt 15 Teilnehmende zwischen 14-26 Jahren geführt. Die Studie enthält auf dieser Basis Berichte über u.a. Coming-Out-Prozesse, psychischen Belastungen, Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen, Erfahrungen mit dem Gesundheitsystem sowie dem Jugendhilfesystem in Deutschland sowie zum sozialen Umfeld von jungen Trans*. Es folgen Wünsche und Empfehlungen der Teilnehmenden: Diese umfassen bspw. einen selbstverständlicheren Umgang und besseren Informationsstand zu Trans* im Bildungssystem, einen Ausbau an Beratungs- und Selbsthilfeangeboten für Trans* und Angehörige sowie eine weniger stark reglementierte Gesundheitsversorgung, die stärker auf individuelle Bedürfnisse eingeht.
Dieser Ratgeber für die Beratung von Trans* und Inter* richtet sich vorrangig an in der Antidiskriminierungs-, Gesundheits- und Beratungsarbeit Tätige. Gerade vor dem Hintergrund, dass im ländlichen Raum selten spezialisierte professionelle Beratungsangebote für Trans* und Inter* bestehen, sollen Beratende allgemeiner lokaler Einrichtungen durch diese Broschüre zu den Belangen und Problemlagen von Trans* und Inter* geschult werden. Neben einem Überblick über häufige Beratungsbedarfe bezogen auf Personenstandsrecht und Gesundheitswesen liegt ein Schwerpunkt der Broschüre auf der Sensibilisierung für Mehrfachdiskriminierung, insbesondere bezogen auf die Situationen von Trans* und Inter*, die Rassismus erfahren.
Perspektivenwechsel
(2014)
Aus Betroffenenperspektive zeigen Hamm und Sauer in diesem Fachartikel die Probleme und Diskriminierungen von Trans*-Personen mit Transitionswunsch im bestehenden Gesundheitssystem in Deutschland auf (Stand 2014). Sie fordern einen "menschenrechtlichen Perspektivwechsel" in der Gesundheitsversorgung von Trans*, der das Recht auf Gesundheit, das Recht auf Privatsphäre und die individuelle Würde des Menschen berücksichtigt. Schließlich entwickeln Hamm und Sauer konkrete Vorschläge für eine bedürfnisorientierte Gesundheitsversorgung von Trans*, die der Vielfalt von Trans*-Identitäten gerecht wird. Die Vorschläge umfassen u. a.: Abschaffung der verpflichtenden "Psychotherapie", Verzicht auf den Alltagstest, Verbot invasiver Fragen ohne Behandlungsrelevanz, Verkürzung des Diagnoseprozesses sowie Partizipation von Trans* an der Entwicklung von Behandlungs-Leitlinien.
Güldenring und Sauer umreißen in ihrem Beitrag den aktuellen Stand zur Teilhabe und Diskriminierung von Trans*-Menschen in Deutschland. Sie unternehmen eine Klärung der Begriffe rund um Trans* und Geschlechternormen sowie die Darstellung der derzeitigen Situation von Trans*-Menschen im Recht, im Gesundheitswesen und in der Gesamtgesellschaft. Diskriminierungen und Hemmnisse in der sozialen Teilhabe werden ebenso aufgezeigt wie Möglichkeiten für Verbesserungen.
In ihrer Expertise zeigen Franzen und Sauer den 2010 aktuellen Forschungsstand zu Trans* im Allgemeinen (inklusive medizinisch-psychologischer Konzepte) und zu Diskriminierungserfahrungen von Trans*Menschen auf. Ausführlich führen sie den Forschungsstand zu Trans* im Arbeitsleben sowie zu Trans* in weiteren Diskriminierungsfeldern aus, bspw. in Recht, Gesundheit, Wohnen, Justiz, Migration/Asyl sowie zu (psycho-)sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen von Diskriminierung unter Trans*personen. Franzen und Sauer benennen Forschungslücken und stellen Empfehlungen und Maßnahmen (auch Beispiele für "Gute Praktiken") zur Verbesserung der Lebenssituation von Trans*Personen vor, insbesondere im Arbeitsleben. Schließlich wird eine Übersicht über das Beratungs- und Vernetzungsangebot für Trans*Personen in Deutschland geboten und "Angebotslücken" werden identifiziert (Stand: 2010).
[Trans*Menschen1 überschreiten die in westlichen Gesellschaften fest verankerte Einteilung aller Menschen in zwei Geschlechter, indem sie ihr Geschlecht verändern bzw. wechseln. Systematisch erhobene Daten zur Benachteiligung von Trans*Personen in Deutschland gibt es nicht. Über ihre soziale Situation ist abseits des medizinischen Diskurses und der Beratungsarbeit sehr wenig bekannt.
Internationale Studien belegen, dass Trans*Personen in allen Bereichen des täglichen
Lebens, insbesondere auch im Arbeitsleben, massiven Diskriminierungen ausgesetzt sind.
Diese reichen von Benachteiligung beim Zugang zum Arbeitsmarkt und bei Karrierechan-
cen über Ablehnung und Belästigungen bis hin zu Gewalt. Trans*Personen sind überdurch-
schnittlich häufig von Arbeitsverlust, Arbeitslosigkeit sowie Armut betroffen und arbeiten
sehr oft unter ihren Qualifikationen. Sie berichten von transphoben Verhaltensweisen von Kolleg_innen2 und Vorgesetzten sowie struktureller Benachteiligung durch den institutio-
nalisierten medizinischen und juristischen Umgang mit Transgeschlechtlichkeit.
Laut EU-Rechtsprechung sind Trans*Personen im Antidiskriminierungsrecht unter dem Merkmal „Geschlecht“ geschützt; in Deutschland zusätzlich unter der Sonderregelung der „sexuellen Identität“. Mangels Präzedenzfällen besteht Rechtsunsicherheit über den Diskriminierungsschutz im AGG von Trans*Menschen in Deutschland.
Es bedarf der breiten und nachhaltigen Sensibilisierung und Fortbildung in Bezug auf die soziale, rechtliche und Diskriminierungssituation von Trans*Personen u. a. in allen Ebenen von Unternehmen, Organisationen und Ämtern, im Gesundheitswesen sowie im Bereich der Rechtsprechung und juristischen Beratung. Dazu zählen Gender Mainstreaming und Antidiskriminierungsstrategien, die eine Vielfalt geschlechtlicher Identitäten und Ausdrucksweisen zugrunde legen und explizit thematisieren. Bei der Konzeption und Implementierung von Gleichstellungsmaßnahmen ist die Expertise von Trans*Organisationen unerlässlich.]