Die Dissertation von K. Scheunemann beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Formen von Geschlechterwissen im Diskurs um Trans- und Intergeschlechtlichkeit, die sich einteilen lassen in ein alltagsweltliches, professionelles sowie alternatives Geschlechterwissen. Vor dem Hintergrund einer gender/queertheoretischen Perspektive wird danach gefragt, welches Geschlechterwissen von wem und wer als Expert_in von Geschlecht anerkannt wird. Dazu werden leitfadengestützte Interviews mit Expert_innen von Geschlecht durchgeführt und unter Rückgriff auf eine Deutungsmusteranalyse ausgewertet. Interviewte Expert_innen der Studie sind Aktivist_innen sowie Psychotherapeut_innen, die zu trans* und inter* Themen arbeiten. Anhand der Interviews wird herausgearbeitet wie Geschlecht, Geschlechterwissen und Expert_innenrollen konstruiert werden. Die Teilnehmenden berichten, dass eine Verortung als inter* oder trans* sowie der Kontakt mit vielen inter* oder trans* Personen zu einem Sonderwissen über Geschlecht führt, das von Menschen mit einem medizinischen, rechtlichen oder alltagsweltlichen Geschlechtswissen häufig nicht anerkannt wird.
Diese kumulative Dissertation ist aus einer Beteiligung an der ENIGI-Studie (European Network for the Investigation of Gender Incongruence) mehrerer sogenannter Gender-Kliniken entstanden. Es wurden Daten von Trans*Personen ausgewertet, die mit Behandlungswunsch in den Ambulanzen der Kliniken vorstellig wurden. Im Mittelpunkt von Cerwenkas Interesse standen Beziehungen, sexuelle Interessen und Partner_innenwahl von Trans*frauen und Trans*männern bei Behandlungsbeginn.
[Eine kumulative Dissertation wird vorgelegt. Sie enthaelt vier Beitraege, in denen Partnerschaftskonstellationen sowie partnerschaftliche sexuelle Erlebens und Verhaltensweisen von transsexuellen Maennern und Frauen bei Behandlungsbeginn analysiert wurden. - (1) Nieder, T. O., Herff, M., Cerwenka, S., Preuss, W. F., Cohen-Kettenis, P. T., De Cuypere, G., Haraldsen, I. R. H., & Richter-Appelt, H. (2011). Age of onset and sexual orientation in transexual males and females. Journal of Sexual Medicine, 8(3), 783-791. DOI: 0.1111/j.1743-6109.2010.02142.x. (2) Cerwenka, S., Nieder, T. O., & Richter-Appelt, H. (2012). Sexuelle Orientierung und Partnerwahl transsexueller Frauen und Maenner vor koerpermedizinischen geschlechtsanpassenden Massnahmen. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 62(6), 214-222. DOI: 10.1055/s-0032-1309030. (3) Cerwenka, S., Nieder, T. O., Cohen-Kettenis, P. T., De Cuypere, G., Haraldsen, I. R. H., Kreukels, B. P. C., & Richter-Appelt, H. (2012, accepted). Sexual behavior of gender dysphoric individuals before gender-confirming interventions: A European multi-center study. Journal of Sex and Marital Therapy. (4) Cerwenka, S., Nieder, T. O., Briken, P., Cohen-Kettenis, P. T., De Cuypere, G., Haraldsen, I. R. H., Kreukels, B. P. C., & Richter-Appelt, H. (2012, under review). Intimate partnerships and sexual health in gender dysphoric individuals before the start of medical treatment. International Journal of Sexual Health. (R.N. - ZPID)]