In diesem Beitrag werden zunächst die Konzepte Transsexualität, Transgender und Trans* erklärt und ihre Entstehungskontexte beleuchtet. Es wird weiter aufgezeigt, wie Transgeschlechtlichkeit in der Geschlechterforschung innerhalb von Arbeiten, die sich mit der sozialen Konstruktion von Geschlecht befassen, Aufmerksamkeit erfahren hat. Insbesondere beleuchtet der Beitrag verschiedene Perspektiven und Forschungsfelder der nordamerikanischen und deutschsprachigen Transgender Studies, die sich seit Mitte der 1990er- Jahren als ein interdisziplinäres Forschungsfeld herausbildeten.
Aus Sicht der interdisziplinären Geschlechterforschung werden schlaglichtartig die Medizin- und Wissenschaftsgeschichte sowie der juristische und politische Diskurs über Intergeschlechtlichkeit beleuchtet. In diesem Artikel wird insbesondere auf die neueren Entwicklungen der deutschen Debatte und der damit einhergehenden Kritik an kosmetischen Eingriffen an inter* Neugeborenen eingegangen.
Lesbische Mädchen und junge Frauen in geschlossenen Fürsorgeeinrichtungen von 1945 bis Mitte der 1970er Jahre - eine Spurensuche
Bachelorarbeit von Regine Heider, B.A. Soziale Arbeit (Düsseldorf)
betreut von Christiane Leidinger und Elke Kruse
Die Situation lesbischer Mädchen und junger Frauen in der geschlossenen Fürsorgeerziehung zwischen 1945 und Mitte der 1970er Jahre in der BRD ist bisher kaum erforscht. Ziel der Arbeit war es daher, Spuren lesbischer Existenz in der geschlossenen Fürsorgeerziehung zu rekonstruieren und diese aus intersektionaler Perspektive zu analysieren. Die Arbeit ist im Feld der historisch-empirischen Intersektionalitätsforschung verortet.
Aus der umfangreichen Literaturrecherche konnten neun Quellen über lesbische Existenz in der geschlossenen Fürsorgeerziehung herauskristallisiert und kritisch-hermeneutisch untersucht werden. Dabei handelte es sich sowohl um Quellen der Primär- als auch der Sekundärliteratur.
Die Quellen zeigten, dass lesbische Mädchen und junge Frauen nachweislich in der geschlossenen Fürsorgeerziehung lebten. Für alle an deren Erziehung beteiligten Seiten, war Lesbischsein ein besonderes Thema, zeigte sich in unterschiedlichsten Zusammenhängen und hatte viele verschiedene Ausprägungen
Ausgehend von einer Darstellung des Frauenleitbildes in der BRD, das als Folie zur Beurteilung devianten weiblichen Verhaltens diente (mit dem zentralen Begriff „sittliche Verwahrlosung“ belegt), sowie von lesbischer Existenz im Forschungszeitraum, wurden die Quellen einer intersektionalen Analyse unterzogen. Diese ergab, dass das Leben der Mädchen und jungen Frauen in der Fürsorgeerziehung - wie auch außerhalb – von Sexismus und Heteronormativität, von Klassismus, Pathologisierung und umfassender körperlicher, psychischer sowie epistemischer Gewalt geprägt war. Die Machtverhältnisse Sexismus, Klassismus, Heteronormativität und Ableism/Pathologisierung finden sich in (fast) allen Fundstücken und sind häufig eng miteinander verwoben. Diese Verwobenheit kennzeichnet eine spezifische Diskriminierung, die besonders und einmalig ist, und die die Mehrdimensionalität lesbischer Existenz ausmachte und vielfach bis heute prägt.
In diesem Artikel beschreibt die Autorin G. Wolf Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen von trans* Personen als maßgebliche Faktoren, die zum Konsum psychotropischer Substanzen führen. Gleichzeitig werden Barrieren im Zugang zur Gesundheitsversorgung aufgezeigt, sodass eine bedarfsgerechte gesundheitliche Versorgung von trans* Personen, die in einem selbstschädigenden Ausmaß psychotrope Substanzen konsumieren, erschwert ist. Der Artikel schließt mit Praxisempfehlungen für eine trans*sensible, barriere- und diskriminierungsarme suchttherapeutische Behandlung.
In diesem Beitrag wird anhand des Minoritätenstressmodells erklärt, wie Diskriminierungen und Stigmatisierungen zu einem erhöhten Substanzmittelgebrauch von trans* Personen führen können. Unter Minoritätenstress wird eine gesellschaftlich bedingte Belastung von Minderheiten verstanden. Für die Autor_innen ist das Minoritätenstressmodell für die suchttherapeutische Behandlung zentral, um die Entstehung von Substanzmittelgebrauch von trans* Personen besser zu verstehen.
Die gesellschaftliche Stigmatisierung und soziale Benachteiligung von trans* Personen in unterschiedlichen Lebensbereichen kann zu einer Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen führen und Minderheitenstress auslösen. Insbesondere wenn trans* Personen wenig soziale Unterstützung erfahren, steige das Risiko aufgrund von Minderheitenstress eine psychische Erkrankung, wie zum Beispiel Suchterkrankungen, zu entwickeln. Anhand einer Fallvignette beschreiben die Autor_innen exemplarisch die möglichen Zusammenhänge zwischen Geschlechtsdysphorie, Transition und Substanzmittelmissbrauch. Während der Behandlung der Geschlechtsdysphorie, beispielsweise durch geschlechtsaffirmative Maßnahmen, sollten bei vorliegender Suchtproblematik zugleich suchttherapeutische Interventionen integriert werden. Eine akute Suchterkrankung sollte dabei so behandelt werden, dass Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transition geschaffen werden, um eine bestmögliche Lebensqualität zu erreichen sowie das Risiko von Rückfällen im Falle negativer Transitionserfahrungen zu vermeiden.
Da die Forschungslage zu queeren und insbesondere Trans*Jugendlichen und ihren Bedürfnissen an Schulen nicht ausreichend ist, war es Ziel dieser Arbeit die Erfahrungen Trans*Jugendlicher in Berliner Schulen zu dokumentieren und diskutieren. Den Trans*Jugendlichen und ihrer individuellen Perspektiven sollte Gehör geschenkt werden. Deshalb wurde ein teil-partizipativer Ansatz verfolgt, der eine Einsichtnahme und Anmerkungsmöglichkeit der Befragten unterstützte. Es wurden sieben Jugendliche im Alter zwischen 16-20, welche Berliner Schulen besuchen und sich mit dem Begriff trans* identifizieren können, in leitfadengestützen Interviews befragt. Diese Interviews wurden mit Hilfe eines Kategoriensystems qualitativ analysiert. Es ist festzuhalten, dass sich die Erlebnisse je nach Schule und der Bekanntheit des Themas trans* unterscheiden. Die in den Ergebnissen herausgearbeiteten spezifischen Aspekte für Trans*Jugendliche an Schulen, wie geschlechtergetrennter Sportunterricht, Umkleiden und Toiletten sowie die Thematik der Namensänderung, zeigen klaren Handlungsbedarf auf, da die Jugendlichen hierzu häufig von Problemen berichten. Ein generelles Wissensdefizit bei Schulleitung, Lehrkräften und Mitschüler*innen kann konstatiert werden. Somit wird sich für eine früh einsetzende Aufklärungs- und Antidiskriminierungsarbeit ausgesprochen. Außerdem wird eine entsprechende Ausbildung von Lehrkräften als sinnvoll erkannt, damit diese in der Lage sind, trans*inklusive Vorgaben aus Rahmenlehrplänen auch umzusetzen. Die Befragten problematisieren Schule als exkludierenden Ort der Zwei- und Cisgeschlechtlichkeit sowie Heterosexualität. Dem folgt, dass die Thematisierung und ein Bewusstsein zu trans* sowie sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu einem vorurteils- und diskriminierungsärmeren Schulklima führen kann, in dem sich alle Beteiligten möglichst wohl und sicher fühlen und sich auf positive Art und Weise mit verschiedensten Geschlechteridentitäten auseinandersetzen können.
In einer Praxisreflexion der Mädchen*arbeit innerhalb des LSBT*Q-Jugendtreffs Sunrise in Dortmund fragen Madeline Doneit und Jasmine Klein nach Chancen und Schwierigkeiten der Schaffung von empowernden Angeboten für Jugendliche, die in ihrem Alltag sowohl Homo- und Trans*feindlichkeit als auch Sexismus erfahren. Diskutiert wird u.a., wie auch nicht-binäre, genderqueere und genderfluide Jugendliche, die von Heterosexismus betroffen sind, von den Angeboten angesprochen werden könnten.
Markus Chmielorz zeigt den Verlauf der Entwicklung psychosozialer Beratungsangebote für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Menschen und deren Zusammenhänge mit der Emanzipationsbewegung gegen die Verfolgung und Pathologisierung von Lesben und Schwulen seit Beginn der 1970er Jahre auf. Am Beispiel von Nordrhein-Westfalen werden Entwicklungen der Beratungsarbeit von der Selbsthilfe hin zur Professionalisierung nachvollzogen. Der Autor fragt insbesondere danach, wie die Bedeutung eigener biographischer Erfahrungen / "Betroffenheitskompetenz" der Berater_innen diskutiert wird. Abschließend wird ein Ausblick auf die Auswirkungen eines intersektionalen Ansatzes auf die beraterische Arbeit von und für LSBT* gegeben.
Pia Bergold und Andreas Buschner fassen in diesem Beitrag den Wissensstand zu gleichgeschlechtlichen Paaren mit Kindern / zu Regenbogenfamilien in Deutschland zusammen. Insbesondere werden die rechtlichen Rahmenbedingungen der Familiengründung mit der Öffnung der Ehe in Deutschland (Stand: 2018) und Studienergebnisse zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen aus Regenbogenfamilien dargelegt.