In dieser Veröffentlichung ihrer Dissertation erhebt Gabriele Dennert erstmalig gezielt Daten zur gesundheitlichen Situation lesbischer Frauen in Deutschland. In einer Fragebogenerhebung wurden 595 lesbische Frauen zu ihrer persönlichen Situation, sexuellen Orientierung, subjektiven Gesundheit, ihrem Gesundheitsverhalten und zu Erfahrungen als lesbische Patientin bzw. Klientin befragt. Dennert diskutiert die Ergebnisse im Zusammenhang mit nationalen und internationalen Studien und leitet fünf Hypothesen ab. Unter anderem belegen die Ergebnisse verschiedene Formen von diskriminierendem und abwertendem Verhalten durch Ärzt_innen wie auch teilweise fachliche Überforderung dieser mit lesbenspezifischen Fragestellungen und weisen darauf hin, dass diese Erfahrungen das Gesundheits- und Inanspruchnahmeverhalten lesbischer Frauen beeinflussen und zu einer schlechteren Gesundheitsversorgung führen können. Die sexuelle Orientierung und Lebensweise wird als relevanter Einflussfaktor auf Gesundheit und Gesundheitshandeln lesbischer Frauen in Deutschland herausgestellt.
Dennert geht in dieser Übersichtsarbeit dem Zusammenhang zwischen Homosexualität und psychischer Gesundheit bei Frauen und Männern nach. Auf Basis einer systematischen Suche nach europäischen, nach 1980 publizierten Studien wertet die Autorin acht Studien qualitativ aus. Es kann in der Diskussion kein Zusammenhang zwischen sexueller Orientierung und Aspekten psychischer Gesundheit wie Angsterkrankungen bei Lesben oder Abhängigkeitserkrankungen und Esstörungen bei Männern festgestellt werden. Einige Studien zeigen aber jeweils Assoziationen zwischen psychischen Schwierigkeiten und sexueller Orientierung auf: Bei Lesben fanden sich die stärksten Hinweise für eine höhere Prävalenz bei riskantem Substanzkonsum; bei Schwulen wurde ein erhöhtes Risiko für Angst und affektive Erkrankungen festgestellt. Allgemeine Aussagen können aus den Ergebnissen allerdings nicht abgeleitet werden. Dennert plädiert für weitere Forschung in diesem Feld.
Ein Überblicksartikel zur Gesundheit lesbischer und bisexueller Frauen. Gabriele Dennert geht dabei von der These aus, dass sich gesellschaftliche Diskriminierung und Stigmatisierung sexueller Minderheiten - im Zusammenspiel mit weiteren Ungleichheitskategorien - negativ auf körperliche und psychische Gesundheit sowie den Zugang zur Gesundheitsversorgung auswirken. Auf dieser Basis geht die Autorin zunächst auf "Lesbische und bisexuelle Frauen als soziale Gruppe" sowie auf "Heterosexismus als Gesundheitsrisiko" ein. Im Folgenden werden als ausgewählte Gesundheitsthemen Suizidalität, Zigarettenrauchen und Alkoholkonsum, Krebserkrankungen, kardio- und zerebrovaskuläre Erkranken sowie Gewalterfahrungen ausgeführt. Weiter arbeitet Dennert Barrieren im Zugang zur Gesundheitsversorgung für lesbische und bisexuelle Frauen heraus. In diesem Kontext werden auch Barrieren in der Verwirklichung eines Kinderwunsches dargelegt. In einem Ausblick schließt die Autorin mit Forderungen nach differenzierten Schulungen für im Gesundheitsbereich Tätige sowie nach einem Ausbau empirischer Gesundheitsforschung zu lesbischen und bisexuellen Frauen in Deutschland.
Chronik der Antisemitismusdiskussionen in der (Frauen- und) Lesbenbewegung der BRD der 80er Jahre
(2007)
Die Autorinnen legen eine Chronik der Diskussionen um Antisemitismus in der westdeutschen Lesbenbewegung der 1980er Jahre dar. Wichtige Texte, Impulse und Kritiken gingen demnach insbesondere von dem Lesbisch-feministischen Schabbeskreis aus. Dieser von 1984 bis 1989 bestehende Zusammenschluss aus Jüdinnen und nichtjüdischen FrauenLesben thematisierte bspw. jüdische Geschichte, Identitätsfragen jüdisch und/oder deutsch, die Stellung von Frauen und Homosexuellen im Judentum sowie Antisemitismus in der Gesellschaft und in der Frauen- und Lesbenbewegung.
Chronik der Antisemitismusdiskussionen in der (Frauen- und) Lesbenbewegung der BRD der 90er Jahre
(2007)
Die Autorinnen geben einen chronologischen Überblick über Publikationen, Diskussionen, politischer Gruppen, Veranstaltungen, Tagungen und Konferenzen zu den Themen Antisemitismus und jüdisches Leben in der (Frauen- und) Lesbenbewegung der BRD in den 1990er Jahren. Die Chronik umfasst einerseits Gruppen jüdischer Lesben (und Schwuler) zur Auseinandersetzung um Fragen der eigenen kulturellen, politischen und sexuellen Identität und andererseits Auseinandersetzungen um Chancen und Grenzen von Bündnispolitiken unter Lesben: Fragen nach rassistischen Privilegien und Gemeinsamkeiten und Differenzen unter Lesben allgemein, aber auch unter lesbischen Immigrantinnen, Schwarzen deutschen, jüdischen und im Exil lebenden Frauen.
Die Dokumentation eines Workshops im Rahmen einer Fachtagung des VLSP (Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie). Ansetzend an Diskussionen um Rassismus sowie Privilegien von Weißen und Mittelschichtsangehörigen innerhalb von LSBT-Communitystrukturen wurde sich mit Theorie und Praxis einer multidimensionalen Analyse von Diskriminierungen und von Widerstand gegen Diskriminierungen auseinandergesetzt. Abschließend wurden Möglichkeiten der Anwendung dieser Perspektiven im therapeutischen und beraterischen Setting diskutiert.
Gabriele Dennert und Helga Seyler gehen in diesem Beitrag auf die gesundheitliche Versorgung von nicht-heterosexuellen, lesbischen und bisexuellen Patientinnen in der gynäkologischen Praxis in Deutschland ein. Aufgezeigt wird die Bedeutung des Signalisierens von Akzeptanz bspw. durch Ansprachen von dieser Patientinnengruppe auf der Webseite der Praxis oder über Informationsmaterial im Wartezimmer. Insbesondere anhand der Themen Zervixkarzinomfrüherkennung / HPV, Fragen zu STIs und Kinderwunschberatung wird für die Sensibilisierung von Gynäkolog_innen für die Situation von nicht-heterosexuellen Patientinnen plädiert.
Lesben und Alkohol
(2007)
Gabriele Dennert reflektiert die (Nicht-)Thematisierung von Alkoholismus in der Lesbenbewegung - in Anbetracht des erhöhten Risikos für Alkoholmissbrauch bei Lesben im Vergleich mit heterosexuellen Frauen. Ausgehend von der These, dass Alkoholismus nicht nur eine individuelle Abhängigkeit darstelle, sondern "eine Sucht der Gemeinschaft", zeigt sie insbesondere kritisch "koabhängige Strukturen" in öffentlichen lesbischen Orten, bspw. bei Großveranstaltungen wie Lesbentreffen, auf.
Dennert, Leidiger und Rauchut zeichnen in diesem Überblicksartikel die Entwicklung der DDR-Lesbenbewegung von den 1970ern bis 1989 nach. Nach einer Einführung in die politischen und diskursiven Rahmenbedingungen für lesbisches Leben in der DDR werden die Anfänge erster lesbisch-schwuler Gruppen Anfang der 70er Jahre beschrieben sowie die zwei unterschiedlichen politische Organisationsarten von Lesben in der DDR aufgezeigt: in ´weltlichen´ Gruppen und unter dem Dach der evangelischen Kirche. Die Autorinnen thematisieren weiter das Spannungsfeld der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Forschungsprojekten zu Homosexualität in der DDR sowie die Entwicklungen am Ende der DDR/zur Zeit der Wiedervereinigung.