Diese Studie fragt danach, ob mit der schrittweisen Überarbeitung der Leitlinien für den medizinischen Umgang mit intergeschlechtlichen Kindern die Häufigkeit von kosmetischen Genitaloperationen in Deutschland zurückgegangen ist. Die Auswertung der Datenbestände der fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) von 2005-2014 zeigt, dass es keinen signifikanten Rückgang der Operationen gibt. Festzustellen ist allerdings eine Verschiebung von Diagnosen in andere Gruppen.
Die Autorin zeigt auf, inwiefern sich Psychologie und Medizin bezogen auf Intersexualität an den "Prinzipien" von Zweigeschlechtlichkeit, einer "stabilen Geschlechtsidentitätsentwicklung" und präventiver "Normalisierung" orientieren. Klöppel zufolge wird durch das Festhalten an diesen Prinzipien verhindert, dass intersexuelle Menschen selbst über sich und ihr Leben entscheiden können.
XXOXY ungelöst
(2010)
Ausgehend von der gesellschaftlichen Verhandlung von Intersexualität in den 2000er Jahren rekonstruiert Klöppel in ihrer Dissertation die Geschichte der "Trans-/Formationen des Wissens" rund um Intersexualität und Gender von der Frühen Neuzeit bis 1980 in der deutschen Medizin. Für den Zeitraum von 1945-1980 fokussiert sie auch "Grenzziehungen zwischen Inter- und Transsexualität" in Recht und Medizin.
Klöppel zeichnet historisch nach, wie die Medizin die bestimmende, "autoritative" Entscheidungskraft über den Umgang mit intergeschlechtlichen Menschen wurde - und nicht etwa intergeschlechtliche Menschen selbst. Neben dem Beginn der Debatte im 18. Jhd. sieht sie weitere Meilensteine in der Rechtsreform um 1900 und der medizinischen Auseinandersetzung ab den 1950er Jahren.
Klöppel zeigt auf, dass sich bisherige Forschung zu Intersex im Nationalsozialismus auf medizinische Literatur fokussiert. In diesen Quellen findet sich ihr zufolge allerdings keine Antwort auf die Frage, ob im Nationalsozialismus systematisch Operationen, Zwangssterilisationen, Eheverbote oder missbräuchliche Medizinversuche an inter* Personen durchgeführt wurden. Klöppel regt hier zu einer historischen Untersuchung von Klinik-, Anstalts-, Gerichts-, Behörden- und/oder Lagerakten an.
Geschlechter- und Sexualitätsnormen in medizinischen Definitionen von Intergeschlechtlichkeit
(2015)
Klöppel geht in diesem Artikel der Frage nach, welche Vorannahmen und Implikationen der medizinischen Sichtweise auf Intergeschlechtlichkeit eingeschrieben sind. Hierzu gibt sie einen kritischen Überblick über den historischen Verlauf medizinischer Definitionen von Inter* von 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die Diskursanalyse zeigt Klöppel folgend auf, dass medizinische Zugänge auf Inter* nicht neutral sind, sondern Geschlechter- und Sexualitätsnormen reproduzieren, die für intergeschlechtliche Menschen "dramatische Konsequenzen" haben können.
XX0XY ungelöst
(2010)
In diesem Artikel analysiert die Autorin Ulrike Klöppel die medizinisch-psychologische Intersexualitätsbehandlung, die im Hinblick auf die Aufrechterhaltung und Reproduktion der zweigeschlechtlichen Ordnung eine zentrale regulative Funktion einnimmt. Dazu vergleicht sie medizinische Literatur zu Intergeschlechtlichkeit von Anfang des 20. Jahrhunderts mit aktueller Literatur ausgehend von den 50er Jahren. In den 50er Jahren wurde durch den amerikanischem Psychologen John Money ein „Behandlungskonzept“ bei Intergeschlechtlichkeit etabliert, das geprägt war durch die Verzahnung mit und zirkuläre Bezugnahme auf Studien zur psychosexuellen Entwicklung der Geschlechtsidentität. Anhand der Analyse zeigt die Autorin auf, wie sich das Verhältnis von Theorie und Praxis in der medizinisch-psychologischen „Behandlung“ von Intergeschlechtlichkeit über die Zeit veränderte.
Bevor sich im deutschsprachigen Raum das Baltimorer Behandlungs- und Forschungsprogramm, auch bekannt als Optimal Gender Policy, durchsetzen konnte, zeigt die deutschsprachige medizinische Literatur, dass eine Orientierung am subjektiven Identitätsempfinden der jugendlichen Inter* Person typisch war für die medizinische Betrachtung von Intersexualität in der Nachkriegszeit. Die Optimal Gender Policy orientiert sich nicht am subjektiven Identitätsempfinden, sondern sieht chirurgische und hormonelle Eingriffe zur Konstruktion eines kosmetisch „eindeutig“ männlichen oder weiblichen körperlichen Erscheinungsbilds in den ersten Lebensjahren vor. Klöppel zeigt in diesem Beitrag anhand einer historischen Skizzierung der medizinischen Perspektive auf Intersexualität auf, wie sich im deutschsprachigen Raum die bis heute dominante Optimal Gender Policy durchsetzen konnte und sich die Medizin von ihrer subjektorientierten Vorgehensweise im Laufe der 1960er Jahre verabschiedete.
Die „Verfügung zur Geschlechtsumwandlung von Transsexualisten“ im Spiegel der Sexualpolitik der DDR
(2014)
In diesem Beitrag beschreibt die Autorin Dr. Klöppel die medizinischen und rechtlichen Regelungen für geschlechtsangleichende Maßnahmen für transgeschlechtliche Personen in der DDR. Psychiatrische Akten des Charité Universitätsklinikums von Personen, die in der DDR als „transsexuell“ klassifiziert wurden, dokumentieren diskriminierende Behandlungen sowie die verbreitete Annahme von Ärzt_innen, dass hinter Transgeschlechtlichkeit unterdrückte homosexuelle Neigungen stehen. Der Beitrag zeigt, dass Heteronormativität und traditionelle Geschlechtsstereotype in der DDR institutionell vorherrschend waren, auch wenn der Staat relativ früh eine „Verfügung zur Geschlechtsumwandlung" von „Transsexualisten“ erlassen hat.