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Die vorliegende quantitative Studie widmet sich der Veränderung der Stimme nach Beginn einer Testosterontherapie bei trans*männlichen Personen. Die Studie soll eine Grundlage sowohl für die klinische Praxis als auch für weitere Forschungsarbeiten zur Veränderung der Stimme bilden. Die Datengrundlage besteht aus Tonaufnahmen von trans*männlichen Proband_innen vor Beginn der Hormontherapie sowie aus Intervall-Tonaufnahmen während der Hormontherapie. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Stimmvertiefung während des ersten Jahres der Hormontherapie. Die Grundfrequenz der Stimme erreichte dabei Werte, die der cis-männlichen Kontrollgruppe ähnlich sind, jedoch die Stimmfrequenz nicht komplett erreichten.
In diesem Beitrag werden zunächst die Konzepte Transsexualität, Transgender und Trans* erklärt und ihre Entstehungskontexte beleuchtet. Es wird weiter aufgezeigt, wie Transgeschlechtlichkeit in der Geschlechterforschung innerhalb von Arbeiten, die sich mit der sozialen Konstruktion von Geschlecht befassen, Aufmerksamkeit erfahren hat. Insbesondere beleuchtet der Beitrag verschiedene Perspektiven und Forschungsfelder der nordamerikanischen und deutschsprachigen Transgender Studies, die sich seit Mitte der 1990er- Jahren als ein interdisziplinäres Forschungsfeld herausbildeten.
TransRäume
(2010)
Auch wenn es sich bei feministischer Mädchenarbeit um einen gender-reflektierten Ort handelt, weist die Autorin I. Pohlkamp auf Leerstellen und Handlungsbedarfe hin, um Trans*feindlichkeit zu reduzieren. Beispielsweise orientieren sich Methoden, Ansprachen sowie Themen der feministischen Mädchenarbeit an die heteronormative Zweigeschlechtlichkeit. In einem Praxisbeispiel zeigt die Autorin exemplarisch, wie Transräume in einem außerschulischen Setting der Mädchenarbeit geschaffen werden können. Darüber hinaus setzt sich der Artikel kritisch mit Strategien und Argumenten auseinander, die eine offene Auseinandersetzung mit trans* Jugendlichen in der Mädchenarbeit bisher erschweren. Der Artikel schließt mit der Forderung Transräume in die Mädchenarbeit einzuführen. Transräume zeichnen sich aus als offene Geschlechtsräume, in denen Ambivalenzen sowie Uneindeutigkeiten Platz finden. Dabei wird dem Ziel der feministischen Mädchenarbeit, Kritik an Herrschaftsverhältnissen und Hierarchien zu entwickeln, Rechnung getragen.
Laut K. Sykora hat der bedeutende Sexualwissenschaftler des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, Magnus Hirschfeld, den Umgang mit Fotografie in der Sexualmedizin wesentlich gestaltet. Spezifische Umgangsweisen mit Fotografie lassen sich in seinen Arbeiten erkennen und sind gekennzeichnet durch eine Dramaturgie des Enthüllens und Einkleidens. Dies wird in dem Beitrag anhand eines Beispiels, Hirschfelds Fotografien der inter* Person F. Schmidt, näher beleuchtet. Sykora stellt fest, dass Hirschfeld mit seinen Arbeiten versucht über Intergeschlechtlichkeit aufzuklären sowie darzustellen, dass jeder Mensch seine Geschlechtsidentität frei und selbstbestimmt leben sollte.
Der Beitrag dokumentiert eine aktivistische Aktion anlässlich des 5. Berliner Symposiums für Kinder- und Jugendgynäkologie, bei dem sich, neben weiteren Themen, über die medizinischen Eingriffe an inter* Personen ausgetauscht wurde. Inter* Aktivist_innen haben sich zusammengefunden, um am Veranstaltungsort gegen diese Praktiken, die für betroffene inter* Personen traumatisierende Folgen haben, zu protestieren.
Bevor sich im deutschsprachigen Raum das Baltimorer Behandlungs- und Forschungsprogramm, auch bekannt als Optimal Gender Policy, durchsetzen konnte, zeigt die deutschsprachige medizinische Literatur, dass eine Orientierung am subjektiven Identitätsempfinden der jugendlichen Inter* Person typisch war für die medizinische Betrachtung von Intersexualität in der Nachkriegszeit. Die Optimal Gender Policy orientiert sich nicht am subjektiven Identitätsempfinden, sondern sieht chirurgische und hormonelle Eingriffe zur Konstruktion eines kosmetisch „eindeutig“ männlichen oder weiblichen körperlichen Erscheinungsbilds in den ersten Lebensjahren vor. Klöppel zeigt in diesem Beitrag anhand einer historischen Skizzierung der medizinischen Perspektive auf Intersexualität auf, wie sich im deutschsprachigen Raum die bis heute dominante Optimal Gender Policy durchsetzen konnte und sich die Medizin von ihrer subjektorientierten Vorgehensweise im Laufe der 1960er Jahre verabschiedete.
Menschenrechte und Trauer
(2005)
Dieser Beitrag ist in dem Katalog zur gleichnamigen Ausstellung 1-0-1 intersex veröffentlicht, die 2005 stattfand und zeigte wie geschlechterpolitische Fragen zu Intergeschlechtlichkeit künstlerisch ausgestaltet sowie thematisiert werden können. Bezugnehmend auf Judith Butlers Arbeit zu Trauer, beschreibt Rett Rossi eigene Erfahrungen im Umgang mit Trauer und skizziert dabei Parallelen zum Thema Menschenrechte und Intergeschlechtlichkeit.
In diesem Artikel fordert der Jurist Oliver Tomlein das Einlösen des Rechtsanspruchs auf die rechtliche Anerkennung von Intergeschlechtlichkeit, das sich aus dem Grundrecht auf Menschenwürde ergibt. Es wird beleuchtet, welche Versuche in der Vergangenheit unternommen wurden, um einen Rechtsanspruch zu verwirklichen. Dabei werden die Beschlüsse der Gerichte und die Erklärungen kritisch beschrieben und reflektiert. Der Beitrag liefert so Einblicke in den rechtlichen Diskurs über die Anerkennung von Intergeschlechtlichkeit, bevor 2018 die Option des dritten Geschlechtseintrags „divers“ in Deutschland zur Anerkennung von Intergeschlechtlichkeit eingeführt wurde.
Schweigen = Verstümmelung
(2005)
Dieser Beitrag ist in dem Katalog zur gleichnamigen Ausstellung 1-0-1 intersex veröffentlicht worden, die 2005 stattfand und zeigte wie geschlechterpolitische Fragen zu Intergeschlechtlichkeit künstlerisch ausgestaltet sowie thematisiert werden können. Nanna Lüth geht in diesem Beitrag auf die gesellschaftliche Unsichtbarkeit von Intergeschlechtlichkeit ein, die sie als Mauer des Schweigens verbildlicht und die insbesondere eine Politik der Sichtbarmachung von Intergeschlechtlichkeit erforderlich macht. Eine Möglichkeit ist dabei die visuelle Repräsentation von Intergeschlechtlichkeit durch künstlerische Arbeiten beispielsweise in Form von autobiographischen Bildproduktionen, die selbstbestimmte (Gegen-)Bilder im Kontrast zu medizinischen, fremdbestimmten Fotografien von intergeschlechtlichen Menschen schaffen können. Anhand verschiedener Beispiele von Arbeiten aus der Ausstellung wird in dem Beitrag exemplarisch gezeigt wie eine visuelle Repräsentation künstlerisch umgesetzt werden kann.
Körper - Gefühl
(2002)
In diesem Artikel beschreibt Helen Guhde ihre eigenen Erfahrungen, nachdem ihr die Diagnose AIS-Intergeschlechtlichkeit mitgeteilt wurde. Sie berichtet beispielsweise von der Geheimhaltung und Tabuisierung ihres intergeschlechtlichen Körpers durch ihre Eltern, der zu einem massiven Vertrauensverlust führte. Sie beschreibt, dass sie dennoch in ihrem Leben viele positive Erfahrungen hinsichtlich ihrer Intergeschlechtlichkeit machen konnte und insbesondere die Diskrepanz zwischen ihren eigenen Erfahrungen und den vieler anderer intergeschlechtlicher Menschen sie dazu bewegte sich in der Communityarbeit zu engagieren. Sie plädiert für eine bessere Betreuung der Eltern bei der Geburt eines intergeschlechtlichen Kindes sowie für eine grundsätzlich neue Aufklärungspolitik zum Thema Sexualität, um die Stigmatisierung und Pathologisierung intergeschlechtlicher Körper abzubauen.
Simon Zobel beschreibt in dem Beitrag zunächst anhand verschiedener biologischer Aspekte die körperliche Mehrdimensionalität von Geschlechtlichkeit. Die strikte Einteilung in männlich respektive weiblich wird dabei in Frage gestellt und die geschlechtliche Identität eines Menschen als eine Frage der Selbstbestimmung verortet. Vor dem Hintergrund der körperlichen Mehrdimensionalität von Geschlecht wird im Anschluss die medizinische Praxis kritisch beleuchtet. Simon Zobel fasst zusammen, dass ein Umgang mit körpergeschlechtlicher Vielfalt in der Praxis bisher noch nicht gefunden hat. Vielmehr ist die Praxis durch Sonderregelungen und Umsortierungen gekennzeichnet, die sich laut Zobel am Ende selbst ad absurdum führen werden.
Mehr Geschlecht als Recht?
(2006)
Anson [Anne] Koch-Rein geht in diesem Beitrag der Frage nach, wie transgeschlechtliche Personen rechtlich vor Diskriminierung geschützt werden können. Ausgehend von dem Standpunkt, dass das Transsexuellengesetz (TSG) als eine Antidiskriminierungsmaßnahme nicht geeignet ist und nur unzureichend dem Schutz von transgeschlechtlichen Personen dient, werden verschiedene rechtliche Optionen zur Antidiskriminierung beleuchtet. Da Regelungen des Antidiskriminierungsrechts mit gesellschaftlichen Merkmalen operieren, wird in dem Beitrag insbesondere diskutiert, inwiefern Transgeschlechtlichkeit unter den Merkmalen Geschlecht sowie sexuelle Identität im Antidiskriminierungsrecht subsumiert werden könnte, oder ob es ein eigenes, antidiskriminierungsrechtliches Merkmal bilden sollte.
Aus Sicht der interdisziplinären Geschlechterforschung werden schlaglichtartig die Medizin- und Wissenschaftsgeschichte sowie der juristische und politische Diskurs über Intergeschlechtlichkeit beleuchtet. In diesem Artikel wird insbesondere auf die neueren Entwicklungen der deutschen Debatte und der damit einhergehenden Kritik an kosmetischen Eingriffen an inter* Neugeborenen eingegangen.
In diesem Beitrag werden drei Aspekte diskutiert, die laut Voß wesentlich sind für den gesellschaftlichen Umgang mit Intergeschlechtlichkeit sowie für akademische und aktivistische Arbeiten. Der erste Aspekt stellt die historische Genese des Behandlungsprogramms von intergeschlechtlichen Menschen dar. Voß plädiert für die wissenschaftliche Aufarbeitung des Behandlungsprogramms mit dem Schwerpunkt der Nazi-Zeit, da dies bisher eine Leerstelle darstellt. Im Weiteren wird deutlich gemacht, dass der internationale Austausch sowie die Forschung intersektionale und Perspektiven of Colour mit einbeziehen müssen, um kolonisierende Prozesse zu vermeiden. Der dritte Aspekt umfasst die Anerkennung und der Einbezug der Expertise sowie der theoretischen Ansätze von Inter* Selbstorganisationen durch wissenschaftliche Einrichtungen.
Intersex Interventionen
(2005)
In diesem Beitrag beschreibt die Autor*in Barbara Jane Thomas aus ihrer eigenen Perspektive als inter* Person, wie sich insbesondere der medizinische Umgang mit Intergeschlechtlichkeit auf das Selbstbild sowie die Selbstakzeptanz von inter* Personen auswirkt. Es wird dabei unterstrichen, dass nicht der intersexuelle Körper „krank“ ist, sondern die Sichtweise Intergeschlechtlichkeit als Krankheit zu begreifen, der Heilung bedarf. Weiter wird darauf eingegangen, wie die medizinische Sprache und ihre Begriffe, wie "Störung" oder "Missbildung", das Selbstbild von inter* Personen negativ beeinflussen. Auch Erstgespräche, in denen Eltern über die Intergeschlechtlichkeit ihres Kindes aufgeklärt werden, sind weichenstellend für den weiteren Umgang mit dem Kind und benötigen Einfühlungsvermögen. Die Autor*in findet es wichtig, dass inter* Kinder sich altersgemäß und in einer wertschätzenden Weise mit ihrer Intergeschlechtlichkeit auseinander setzen können, um sich selbst anzunehmen. Der Beitrag schließt mit dem Plädoyer Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit anzuerkennen und Non-konformität wertzuschätzen.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage wie die Kategorie Geschlecht und die Anerkennung von normabweichenden Geschlechtszugehörigkeiten im deutschen Recht verhandelt werden. Es werden dabei die Rechtsprechungen, die sich auf inter*- und transgeschlechtliche Menschen auswirken, näher beleuchtet. Die Autorin skizziert beispielsweise die Änderungen und Entscheidungen des BVerfG hinsichtlich des Transsexuellengesetzes (Stand 2012) seit Inkrafttreten 1981. Im Hinblick auf Intergeschlechtlichkeit wird unter Anderem die Einführung eines dritten Geschlechtseintrages diskutiert, der bei der Veröffentlichung des Artikels im Jahr 2012, noch nicht verabschiedet war.
Bei diesem Text handelt es sich um eine erweiterte Fassung eines Vortrages von M. Dannecker, in dem er sich mit der normativen Funktion der Diagnose „Geschlechtsidentitätsstörungen“ auseinandersetzt. Zunächst beleuchtet Dannecker verschiedene Argumente in der Diskussion über die Diagnose der „Geschlechtsidentitätsstörung“ aus verschiedenen Perspektiven, u.A. der trans* Community, Geschlechterforschung und auf der Ebene der Psychoanalyse. Ausgehend von einer psychoanalytischen Perspektive auf die Genese von Geschlechtsidentität verfolgt Dannecker weiter die These, dass sich die gesellschaftliche rigide Konstruktion der Geschlechterrollen aufgrund einer fragilen männlichen Identität, in der Weiblichkeit abgewehrt werden muss, vollzieht. Der Vortrag schließt mit der Feststellung, dass Geschlechtsidentität per se brüchig und konflikthaft sowie auf die Interaktion mit anderen angewiesen ist.
Michel Reiter greift in dem vorliegenden Beitrag den Duktus der medizinischen „Behandlung“ von Intergeschlechtlichkeit „Ein normales Leben ermöglichen“ kritisch auf und beschreibt, wie die medizinische Praxis der Zwangsgeschlechtszuweisung für inter* Personen Gewalt bedeutet sowie diverse psychische Erkrankungen zur Folge haben kann. Bezugnehmend auf die medizinischen Praktiken der Genitaloperationen an inter* Neugeborenen kritisiert Reiter ebenso scharf die ärztliche Betreuung der Eltern, die geprägt ist durch Indoktrination sowie mentaler Programmierung. Abschließend wird auf den wachsenden Widerstand von inter* Personen eingegangen und politische Entwicklungen hinsichtlich einer Infragestellung der binären Geschlechterordnung skizziert. Hinweis: In dem Beitrag wird sich auf den rechtlichen Stand von 2005 bezogen. Zu dem Zeitpunkt sieht das Personenstandsrecht noch nicht den Geschlechtseintrag „divers“ vor.
Der Beitrag beruht auf einem überarbeiteten Manuskript eines Vortrags von Kromminga auf dem Kongress "Sexuelle Demokratie - Staatsbürgerrechte für Schwule, Lesben, Transidente und Andere" 2004. Kromminga beschäftigt sich in dem Vortrag mit der Frage, inwiefern Intergeschlechtlichkeit in Homo/Queer/ Trans-Politiken eingegliedert werden sollte und welche Vor- bzw. Nachteile dies mit sich bringen könnte. Zuvor werden Begrifflichkeiten zu Trans- und Intergeschlechtlichkeit voneinander abgegrenzt sowie der Zwang zur dichotomen Geschlechterordnung als ein täglicher Kampf für trans* und inter* Personen beschrieben.
In diesem Beitrag betrachtet die Autorin kritisch die wissenschaftliche Trennung zwischen sex und gender, die sie zementiert sieht in der Arbeitsteilung zwischen den Sozialwissenschaften, die sich mit gender auseinandersetzen und den Naturwissenschaften, die sich mit sex befassen. Beispielsweise konstatiert die Autorin ein wachsendes Interesse in der Humanbiologie, geschlechtsspezifische Unterschiede im Gehirn zu untersuchen ohne dabei gender zu berücksichtigen. Weiter wird die These verfolgt, dass die Trennung zwischen sex und gender erstmalig in der Intersexualitätsforschung Anwendung fand, um Inkongruenzen zwischen dem festgestellten biologischen und dem sozialen Geschlecht in psychologischen Begriffen beschreiben zu können. Die Autorin schließt mit dem Plädoyer, die fruchtbaren Theorien der Queer Theory um Ansätze der trans* Studies zu erweitern, um Konzeptionen von Identität zu erarbeiten, die keine Essentialisierungen aufweisen.
Der Autor E. Meyer führt zunächst in das Konzept der Heteronormativität ein und beschreibt es als grundlegend für trans*- und homofeindliche Einstellungen sowie Stigmatisierungen von schwulen, lesbischen, bisexuellen, trans*- und inter*geschlechtlichen Personen in der Gesellschaft. In Anlehnung an den Begriff der internalisierten Homofeindlichkeit wird im Weiteren internalisierte Trans*feindlichkeit erklärt als ein unbewusster Prozess, in dem Trans*personen gesellschaftliche trans*feindliche Haltungen übernehmen und verinnerlichen. Internalisierte Trans*feindlichkeit wirkt sich negativ auf die mentale Gesundheit von trans* Personen aus und führt beispielsweise zu vermindertem Selbstwertgefühl, Selbsthass, Schuldgefühlen, Scham sowie selbstschädigendem Verhalten wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Ausgehend von Ergebnissen eines Seminars werden verschiedene Strategien und Möglichkeiten für trans* Personen skizziert, um internalisierte Trans*feindlichkeit zu überwinden.
Die „Verfügung zur Geschlechtsumwandlung von Transsexualisten“ im Spiegel der Sexualpolitik der DDR
(2014)
In diesem Beitrag beschreibt die Autorin Dr. Klöppel die medizinischen und rechtlichen Regelungen für geschlechtsangleichende Maßnahmen für transgeschlechtliche Personen in der DDR. Psychiatrische Akten des Charité Universitätsklinikums von Personen, die in der DDR als „transsexuell“ klassifiziert wurden, dokumentieren diskriminierende Behandlungen sowie die verbreitete Annahme von Ärzt_innen, dass hinter Transgeschlechtlichkeit unterdrückte homosexuelle Neigungen stehen. Der Beitrag zeigt, dass Heteronormativität und traditionelle Geschlechtsstereotype in der DDR institutionell vorherrschend waren, auch wenn der Staat relativ früh eine „Verfügung zur Geschlechtsumwandlung" von „Transsexualisten“ erlassen hat.
In diesem Beitrag beschäftigt sich die Autorin Majewski mit der Frage nach der Emanzipation von trans* Personen, die sich in einem gesellschaftlichen Spannungsfeld, indem sie einerseits als „Queerikone“ idealisiert und andererseits als „Dreckshomo“ abgewertet werden, befinden. Der Begriff „Dreckshomo“ steht dabei exemplarisch für trans*feindliche Erfahrungen, die transgeschlechtliche Personen in der Gesellschaft machen. „Queerikone“ beschreibt hingegen eine Fetischisierung von Transgeschlechtlichkeit von Mainstreammedien anhand einer voyeuristischen Betrachtung auf transionierte Körper. Darüber hinaus wird eine Transfetischisierung ebenso in queeren Räumen ausgemacht, in denen laut Majewski transgeschlechtliche Personen als verkörperlichter Beweis für die Dekonstruierbarkeit von Geschlecht herhalten müssen sowie als queeres Ideal emporgehoben werden.
In diesem Beitrag möchte Trakine e.V. trans* Mädchen einen Raum geben, um über sich und ihre Erlebnisse hinsichtlich ihrer Geschlechtsidentität beispielsweise im Kontakt mit Therapeut_innen/ Ärzt_innen oder mit der Schule berichten zu können. Dazu wurde das vorliegende Gruppeninterview mit trans* Mädchen durchgeführt, in dem sie von ihren Erfahrungen, Hürden und Unterstützungen auf ihrem trans* Weg erzählen. Anhand des Gruppeninteviews wird trans* Mädchen eine eigene Stimme gegeben, die laut Trakine e.V. häufig, beispielsweise im Rahmen von diagnostischen Prozessen, unbeachtet bleibt.
Born Queer: dear doctors
(2005)
Dieser Beitrag ist in dem Katalog zur gleichnamigen Ausstellung 1-0-1 intersex veröffentlicht, die 2005 stattfand und zeigte wie geschlechterpolitische Fragen zu Intergeschlechtlichkeit künstlerisch ausgestaltet sowie thematisiert werden können. Die Künstlerin und inter* Aktivistin Eli seMbessakwini beschreibt darin die Entstehung des Videos „Born Queer: dear doctors“ und wie durch Kunst eigene medizinische Missbrauchserfahrungen als intergeschlechtlicher Mensch verarbeitet werden können. Einzelne Sequenzen des Videos sowie das Prosagedicht / spoken word-Stück, auf das dieses künstlerische Werk beruht, sind im Beitrag abgebildet.
Ziel dieser Studie ist es herauszufinden, inwieweit die Zufriedenheit mit der eigenen Stimme nach Beginn der Testosterontherapie bei trans*männlichen Personen steigt. Bei einer Stichprobe von 9 Personen, die eine Testosterontherapie in Anspruch nehmen, wurden Fragebögen ausgefüllt, die die eigene Wahrnehmung, Feedback sowie Zufriedenheit bezüglich der Stimme erfassen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass bereits nach einer 6-monatigen Testosterontherapie die Zufriedenheit der Proband_innen mit ihrer eigenen Stimme steigt und sich dies positiv auf ihr allgemeines Wohlbefinden auswirkt.
Die vorliegende Broschüre greift die Diskussion um eine Öffnung von Frauenräumen für transgeschlechtliche Menschen auf. Die Broschüre führt verschiedene Aspekte auf, die im Laufe der Diskussion innerhalb von Frauenräumen thematisiert werden, welche sich mit einer Öffnung für trans* Personen auseinandersetzen. Weiterhin werden verschiedene Handlungsvorschläge bezüglich der möglichen Entscheidungen im Kontext der Öffnung von Frauenräumen vorgestellt. Die Broschüre ist von dem Verein GLADT e.V. herausgegeben und im Rahmen des Projekts „Miteinander – Füreinander. Diskriminierungsfreie Szenen für alle!“ erstellt worden.
Lebenssituation von Transsexuellen in Nordrhein-Westfalen – Zusammenfassung der Studienergebnisse
(2012)
Die Autorin D. Reinert stellt die Ergebnisse einer Studie zur Lebenssituation von Transsexuellen in Nordrhein-Westfalen vor, die im Rahmen der Erarbeitung des NRW-Aktionsplans gegen Homo- und Trans*phobie durchgeführt wurde. 98 transsexuelle Personen, die eine Transition durchgeführt haben oder sich im Verfahren nach dem Transsexuellengesetz befinden, wurden zu ihrer Situation und ihren Erfahrungen bezüglich verschiedener Lebensbereiche befragt. Insbesondere ein Mangel an Beratungsstellen für Betroffene und Schulungsangebote für Institutionen, die mit Transgeschlechtlichkeit konfrontiert sind, wie beispielsweise Behörden oder Schulen, wird deutlich. Die Autor*innen der Studie formulieren auf Grundlage der Ergebnisse verschiedene Forderungen zur Verbesserung der Lebenssituation von trans* Menschen in NRW.
Die Dissertation von K. Scheunemann beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Formen von Geschlechterwissen im Diskurs um Trans- und Intergeschlechtlichkeit, die sich einteilen lassen in ein alltagsweltliches, professionelles sowie alternatives Geschlechterwissen. Vor dem Hintergrund einer gender/queertheoretischen Perspektive wird danach gefragt, welches Geschlechterwissen von wem und wer als Expert_in von Geschlecht anerkannt wird. Dazu werden leitfadengestützte Interviews mit Expert_innen von Geschlecht durchgeführt und unter Rückgriff auf eine Deutungsmusteranalyse ausgewertet. Interviewte Expert_innen der Studie sind Aktivist_innen sowie Psychotherapeut_innen, die zu trans* und inter* Themen arbeiten. Anhand der Interviews wird herausgearbeitet wie Geschlecht, Geschlechterwissen und Expert_innenrollen konstruiert werden. Die Teilnehmenden berichten, dass eine Verortung als inter* oder trans* sowie der Kontakt mit vielen inter* oder trans* Personen zu einem Sonderwissen über Geschlecht führt, das von Menschen mit einem medizinischen, rechtlichen oder alltagsweltlichen Geschlechtswissen häufig nicht anerkannt wird.
XX0XY ungelöst
(2010)
In diesem Artikel analysiert die Autorin Ulrike Klöppel die medizinisch-psychologische Intersexualitätsbehandlung, die im Hinblick auf die Aufrechterhaltung und Reproduktion der zweigeschlechtlichen Ordnung eine zentrale regulative Funktion einnimmt. Dazu vergleicht sie medizinische Literatur zu Intergeschlechtlichkeit von Anfang des 20. Jahrhunderts mit aktueller Literatur ausgehend von den 50er Jahren. In den 50er Jahren wurde durch den amerikanischem Psychologen John Money ein „Behandlungskonzept“ bei Intergeschlechtlichkeit etabliert, das geprägt war durch die Verzahnung mit und zirkuläre Bezugnahme auf Studien zur psychosexuellen Entwicklung der Geschlechtsidentität. Anhand der Analyse zeigt die Autorin auf, wie sich das Verhältnis von Theorie und Praxis in der medizinisch-psychologischen „Behandlung“ von Intergeschlechtlichkeit über die Zeit veränderte.
Der Beitrag geht zum einen darauf ein, warum Intergeschlechtlichkeit so selten Thema ist und zum anderen, was Problematiken und Schwierigkeiten in der pädagogischen Beschäftigung mit Intergeschlechtlichkeit sind oder sein können. Ziel ist die Einladung, sich mehr mit Intergeschlechtlichkeit zu befassen und das Thema in die eigene pädagogische Praxis einfließen zu lassen.
Im Beitrag geht es um die These, dass ein Wissen um Intergeschlechtlichkeit und die sie umgebenden Diskurse notwendig ist, um gegenwärtige rechte Diskursformationen rund um das Thema Geschlecht adäquat analysieren zu können. Aus intersektionaler Perspektive werden einerseits die interdiskriminierenden Effekte und Ressentimentstrukturen eines spezifisch rechten Diskurses um ‚Gender(ismus)‘ aufgezeigt, andererseits wird der Umgang mit Intergeschlechtlichkeit und die Diskriminierung intergeschlechtlicher Menschen durch rechte Akteur*innen dargestellt.
Der Forschungsbericht wurde 2004 als Gemeinschaftsarbeit verfasst und 2008 als Teil des Schattenberichts zum 6. Staatenbericht der BRD zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau (CEDAW), erstellt durch Intersexuelle Menschen e. V. / XY-Frauen, veröffentlicht. Der Stand des Wissens und die verwendete Sprache sind in ihrer Zeit zu berücksichtigen.
Der erste Teil befasst sich mit dem Begriff ‚Intersexualität‘, seiner Herkunft und seinen Beschränkungen und fragt nach den Selbstdefinitionen der Betroffenen.
Anschließend wird sich der Frage gewidmet, wie mit Hermaphroditen historisch umgegangen wurde bzw. welche Entscheidungsmöglichkeiten sie hatten und am Beispiel von Herculine Barbins und der Theorie Michel Foucaults exemplarisch ausgeführt.
Im Folgenden wird sich dem Geschlechterbild der modernen Medizin zugewendet und drei medizinische Quellen danach befragt, warum Intersexuelle geschlechtlich eindeutig gemacht werden. Warum wird operiert und wie legitimiert die Medizin einen sozial kategorisierenden operativen Eingriff? Anhand von vier Schulbüchern wird im Anschluss daran gezeigt, wie diese medizinische Geschlechterideologie populärwissenschaftlich vermittelt wird.
Nach diesem Quellenstudium wird untersucht, wie das herrschende Verhältnis von sex und gender durch die bloße Präsenz Intersexueller in Frage gestellt wird.
In den folgenden zwei Abschnitten wird herausgearbeitet, wie sich die medizinische Profession als Vollstreckerin von Zwangsheterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit profiliert. Dementsprechend befasst sich das folgende Kapitel mit dem Arzt als Überwacher der Geschlechterordnung. Hier wird erneut auf die Frage eingegangen, weshalb Operationen an Intersexuellen innerhalb des herrschenden Geschlechtermodells unumgänglich sind.
Der nächste Abschnitt befasst sich dann mit der Frage, warum Genitalverstümmelungen in afrikanischen Ländern im westlichen Mediendiskurs verurteilt werden, während die Verstümmelung Intersexueller im Westen verschwiegen wird.
Einem weiteren Paradoxon wird im nächsten Kapitel nachgespürt: Einerseits spricht der postmoderne Feminismus von der symbolischen ‚Konstruktion‘ der Geschlechter, andererseits ‚konstruieren‘ Ärzte das materielle Geschlecht bei Intersexuellen. Um die scheinbare Nähe der beiden Positionen zu widerlegen, werden die Texte Judith Butlers befragt.
Anschließend wird ein Ausblick in eine vielgeschlechtliche Zukunft gewagt.
Zum Abschluss wird von den Diskussionen des Autor*innentrios um den Begriff des ‚Opfers‘ (medizinischer Maßnahmen) und die Instrumentalisierung Intersexueller in Debatten der Gender Studies berichtet. Zudem werden die Unterschiede zwischen der traditionellen Emanzipationsbestrebung Homo-, Bi- und Transsexueller auf der einen Seite und dem Kampf Intersexueller gegen Folter auf der anderen Seite herausgestellt. Zu diesen politisch-strategischen Überlegungen gehört auch die Beschreibung der Pathologisierungsgefahr, die im Konzept des ‚Dritten Geschlechts‘ liegt. Dieser Abschnitt mündet dann am Schluss in eine Auflistung politischer Forderungen.
Lesbische Mädchen und junge Frauen in geschlossenen Fürsorgeeinrichtungen von 1945 bis Mitte der 1970er Jahre - eine Spurensuche
Bachelorarbeit von Regine Heider, B.A. Soziale Arbeit (Düsseldorf)
betreut von Christiane Leidinger und Elke Kruse
Die Situation lesbischer Mädchen und junger Frauen in der geschlossenen Fürsorgeerziehung zwischen 1945 und Mitte der 1970er Jahre in der BRD ist bisher kaum erforscht. Ziel der Arbeit war es daher, Spuren lesbischer Existenz in der geschlossenen Fürsorgeerziehung zu rekonstruieren und diese aus intersektionaler Perspektive zu analysieren. Die Arbeit ist im Feld der historisch-empirischen Intersektionalitätsforschung verortet.
Aus der umfangreichen Literaturrecherche konnten neun Quellen über lesbische Existenz in der geschlossenen Fürsorgeerziehung herauskristallisiert und kritisch-hermeneutisch untersucht werden. Dabei handelte es sich sowohl um Quellen der Primär- als auch der Sekundärliteratur.
Die Quellen zeigten, dass lesbische Mädchen und junge Frauen nachweislich in der geschlossenen Fürsorgeerziehung lebten. Für alle an deren Erziehung beteiligten Seiten, war Lesbischsein ein besonderes Thema, zeigte sich in unterschiedlichsten Zusammenhängen und hatte viele verschiedene Ausprägungen
Ausgehend von einer Darstellung des Frauenleitbildes in der BRD, das als Folie zur Beurteilung devianten weiblichen Verhaltens diente (mit dem zentralen Begriff „sittliche Verwahrlosung“ belegt), sowie von lesbischer Existenz im Forschungszeitraum, wurden die Quellen einer intersektionalen Analyse unterzogen. Diese ergab, dass das Leben der Mädchen und jungen Frauen in der Fürsorgeerziehung - wie auch außerhalb – von Sexismus und Heteronormativität, von Klassismus, Pathologisierung und umfassender körperlicher, psychischer sowie epistemischer Gewalt geprägt war. Die Machtverhältnisse Sexismus, Klassismus, Heteronormativität und Ableism/Pathologisierung finden sich in (fast) allen Fundstücken und sind häufig eng miteinander verwoben. Diese Verwobenheit kennzeichnet eine spezifische Diskriminierung, die besonders und einmalig ist, und die die Mehrdimensionalität lesbischer Existenz ausmachte und vielfach bis heute prägt.
--Eine diskursive Auseinandersetzung mit Homosexualität in malaysischen
Onlinenachrichtenportalen--
Unter Berücksichtigung institutionell-organisatorischer sowie gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und mithilfe diskursanalytischer Mittel beleuchtet diese Arbeit wie
Homosexualität innerhalb diverser Onlinenachrichtenportale Malaysias diskutiert wird.
Obwohl die malaysische Gesellschaft ethnisch, religiös, sprachlich und kulturell äußerst
plural ist, wird die Politik des Landes von Teilen der malaiischen Bevölkerung bestimmt,
ebenso wie gesellschaftliche Werte- und Normvorstellungen. Das ethnisch-zentristische
Machtgefüge, das auf der Vorstellung einer Dominanz der Malaien (Ketuanan Melyau) und der positiven Diskriminierung von Malaien (Bumiputera-Regelungen) fußt, hat zur Folge, dass Religion eines der wichtigsten Identifikations- und Strukturmerkale in Malaysia ist. Von Seiten politischer Führungskräfte diverser Parteien wird Homosexualität daher mit der Begründung abgelehnt, diese Form der Sexualität sei mit dem Islam und der malaiischen Kultur nicht vereinbar. Sie sind maßgeblich am Diskurs über Homosexualität beteiligt. Innerhalb diverser Onlineforen und Social Media regt sich jedoch Widerstand gegen dieses Narrativ und regierungskritische Onlinenachrichtenportale wie Malaysiakini erzeugen einen Gegendiskurs.
In diesem Artikel beschreibt die Autorin G. Wolf Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen von trans* Personen als maßgebliche Faktoren, die zum Konsum psychotropischer Substanzen führen. Gleichzeitig werden Barrieren im Zugang zur Gesundheitsversorgung aufgezeigt, sodass eine bedarfsgerechte gesundheitliche Versorgung von trans* Personen, die in einem selbstschädigenden Ausmaß psychotrope Substanzen konsumieren, erschwert ist. Der Artikel schließt mit Praxisempfehlungen für eine trans*sensible, barriere- und diskriminierungsarme suchttherapeutische Behandlung.
Die Querschnittstudie widmet sich der Frage nach der allgemeinen und gesundheitsbezogenen Lebensqualität von transgeschlechtlichen Menschen, die geschlechtsaffirmierende Operationen vornehmen ließen. Die Ergebnisse wurden mit dem Lebensqualitätsniveau nicht-transgeschlechtlicher Menschen verglichen. Es wird gezeigt, dass geschlechtsaffirmierende Operationen zwar zur subjektiven Verbesserung der Lebensqualität beitragen, transgeschlechtliche Menschen aber vor allem in den Bereichen Arbeit, Familienleben und Partner_innenschaft gegenüber nicht-transgeschlechtlichen Personen benachteiligt sind.
In diesem Beitrag geht es um den besonderen Schutzbedarf lesbisch, schwuler, bi und trans*-Geflüchteter, der in trans- und homofeindlichen Gewalterfahrungen sowohl im Herkunftsland als auch in Sammelunterkünften begründet liegt. Es werden die Umsetzung der EU-Aufnahme- sowie Verfahrensrichtlinien im Hinblick auf Gewaltschutz kritisch betrachtet und unterstrichen, dass es zunächst Maßnahmen bedarf, die eine Identifizierung von lsbt* Geflüchteten und ihres besonderen Schutzbedarfs ermöglichen. Die Autor_innen geben schließlich Handlungsempfehlungen hinsichtlich der Unterbringung, der Qualifizierung der Fachkräfte sowie der Zuweisung in Erstaufnahmeeinrichtungen, um dem besonderen Schutzbedarf LSBT*-Geflüchteter zu begegnen.
Dieser Parallelbericht bezüglich des kombinierten siebten und achten Berichtes der Bundesrepublik Deutschland zum Übereinkommen der Vereinten Nationen die Diskriminierung von Frauen zu beseitigen, fokussiert sich auf die soziale Situation von trans* Frauen in Deutschland und stellt zu den jeweiligen Problemfeldern spezifische Forderungen auf. Insbesondere macht der Bericht aufmerksam auf Grundrechtsverletzungen an geflüchteten trans* Frauen, transfeindliche Gewalt in Deutschland sowie auf die Auswirkungen gesetzlicher und medizinischer Regelungen auf trans* Frauen in besonders vulnerablen Lebenslagen, wie beispielsweise ein Leben in Armut oder in Haft. Weiter werden sowohl Versorgungslücken und Barrieren in der Gesundheitsversorgung problematisiert als auch eine Reformierung des Transsexuellengesetzes (TSG) gefordert.
Trans* in Arbeit
(2014)
Die Broschüre möchte Diskriminierungen von trans* Personen im Arbeitsleben abbauen und Informationen bieten, die Unternehmen und andere Institutionen darin unterstützen angemessen mit dem Thema Trans* umzugehen. Sie gibt Hinweise zur korrekten Ansprache von transgeschlechtlichen Menschen, klärt über transitionsbezogene Themen -wie dem Alltagstest- auf und macht aufmerksam auf diverse Benachteiligungen von trans* Personen im Arbeitsleben. Weiter wird erläutert welche Fragen bzw. Reaktionen im Falle eines Coming Outs einer trans* Person unangemessen wären. Die Broschüre schließt mit einem Glossar wesentlicher Begriffe und Adressen zu Transgeschlechtlichkeit.
Der Beitrag thematisiert den Bedarf und die spezifische Ausgestaltung von inter*-gerechten Beratungsangeboten. Beschrieben werden die Unterschiede, die zwischen Beratungsangeboten bestehen, die auf die Belange von intergeschlechtlichen Menschen fokussieren, und üblichen Hilfsangeboten der Sozialen Arbeit, so z.B. die Entwicklung einer selbstbestimmten, hierarchiearmen Beratungsbeziehung, die Implementierung von peer-basierten oder Tandem-Beratungsformen und die Etablierung einer Beratungsstruktur, die in kritischen Dialog tritt mit medizinischem Personal. Konkrete Aspekte der handlungspraktischen Umsetzung einer inter*-bezogenen Beratung werden benannt und ausgeführt.
In diesem Beitrag beschäftigt sich Friedemann Pfäfflin mit der von den Parteien SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen im Jahr 2010 beantragten Gesetzesänderung, die vorsieht den Art. 3 Abs 3. - in dem es um den Diskriminierungschutz geht - um das Merkmal der sexuellen Identität zu erweitern. Die Geschichte der Begriffe 'Identität' sowie 'Geschlechtsidentität' werden dazu skizziert. Schließlich kommt der Autor zu dem Fazit, dass es aus seiner Perspektive keiner Gesetzesänderung bedarf.
Behörden & Verwaltung
(2016)
Diese Broschüre richtet sich an Verwaltungsfachangestellte und Mitarbeiter_innen in der Verwaltung oder im Job-Center. Anhand von Fallbeispielen wird ein diskriminierungsarmer Umgang mit schwul, lesbisch, bisexuellen, trans* und inter* Kund_innen aufgezeigt. Zudem werden lsbt*i* Begriffe erklärt, gesetzliche Grundlagen gegen Diskriminierung beschrieben sowie auf verschiedene Links und lsbt*i*-Organisationen in Berlin hingewiesen.
Eine Frage der Vielfalt
(2017)
Die Autorin beschreibt beispielhaft alltägliche Herausforderungen und Schwierigkeiten von trans* Personen und unterstreicht, dass ergotherapeutische Interventionen für trans* Personen eine konkrete Hilfe im Alltag sowie während der Transition darstellen können. Insbesondere durch die klient_innenzentrierte und betätigungsorientierte Herangehensweise sei die Ergotherapie besonders geeignet, trans* Personen zu unterstützten. Die Autorin beschreibt verschiedene Empfehlungen und Handlungsoptionen für die Gestaltung der ergotherapeutischen Arbeit auf der Mikro-, Meso- sowie Makroebene. Die Empfehlungen umfassen beispielsweise die Reflexion über Geschlechterkonzepte, die Schaffung einer trans*freundlichen Praxis sowie die Aufnahme von trans* Themen in die ergotherapeutische Ausbildung. Mit Bezug auf die S3-Behandlungsleitlinie zu Geschlechtsdysphorie (Stand 2017) appelliert die Autorin an ergotherapeutische Fachkräfte, transgeschlechtlichen Menschen ein Angebot zu machen.
In diesem Beitrag wird anhand des Minoritätenstressmodells erklärt, wie Diskriminierungen und Stigmatisierungen zu einem erhöhten Substanzmittelgebrauch von trans* Personen führen können. Unter Minoritätenstress wird eine gesellschaftlich bedingte Belastung von Minderheiten verstanden. Für die Autor_innen ist das Minoritätenstressmodell für die suchttherapeutische Behandlung zentral, um die Entstehung von Substanzmittelgebrauch von trans* Personen besser zu verstehen.
Die Rolle der Psychotherapie in einem integrativen Behandlungsansatz bei Geschlechtsdysphorie
(2014)
In diesem 2014 erschienenen Artikel diskutieren die Autor_innen die Rolle der Psychotherapie im Vorfeld der Entwicklung der neuen wissenschaftlichen Leitlinie zur Behandlung von Geschlechtsdysphorie. Zunächst geben Löwenberg & Ettmeier einen Abriss über den medizinischen Diskurs und die psychotherapeutischen Behandlungsmethoden seit 1970. Diagnostische Begriffe wie Geschlechtsdysphorie und Transsexualismus werden im Anschluss erörtert sowie ihre unterschiedlichen Implikationen auf die psychotherapeutische Praxis aufgezeigt. Die Autor_innen plädieren für eine nicht-pathologisierende, integrative Behandlung, in der die individuellen Bedürfnisse der Patient_innen im Vordergrund stehen.
Verbindungen sprechen
(2011)
In dieser Broschüre ist die Empowerment-Veranstaltungsreihe „Verbindungen sprechen lassen“ des Antigewalt Projekts LesMigraS der Lesbenberatung Berlin e.V, die im Herbst 2010 stattfand, dokumentiert. Die Veranstaltungsreihe richtete sich an Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen und umfasste verschiedene Workshops, eine Podiumsdiskussion sowie Vorträge zu Rassismus und Transfeindlichkeit in LSBTI*-Szenen. Die Broschüre beinhaltet sowohl Verschriftlichungen der verschiedenen Vorträge als auch Zusammenfassungen der Diskussionsergebnisse aus den Workshops. In den Veranstaltungen wurden insbesondere der Umgang mit Mehrfachdiskriminierungen, Handlungsstrategien und Interventionsmöglichkeiten bei Gewaltsituationen thematisiert.
Die gesellschaftliche Stigmatisierung und soziale Benachteiligung von trans* Personen in unterschiedlichen Lebensbereichen kann zu einer Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen führen und Minderheitenstress auslösen. Insbesondere wenn trans* Personen wenig soziale Unterstützung erfahren, steige das Risiko aufgrund von Minderheitenstress eine psychische Erkrankung, wie zum Beispiel Suchterkrankungen, zu entwickeln. Anhand einer Fallvignette beschreiben die Autor_innen exemplarisch die möglichen Zusammenhänge zwischen Geschlechtsdysphorie, Transition und Substanzmittelmissbrauch. Während der Behandlung der Geschlechtsdysphorie, beispielsweise durch geschlechtsaffirmative Maßnahmen, sollten bei vorliegender Suchtproblematik zugleich suchttherapeutische Interventionen integriert werden. Eine akute Suchterkrankung sollte dabei so behandelt werden, dass Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transition geschaffen werden, um eine bestmögliche Lebensqualität zu erreichen sowie das Risiko von Rückfällen im Falle negativer Transitionserfahrungen zu vermeiden.
In diesem Beitrag beschäftigen sich die Autor_innen kritisch mit der Forderung die Begutachtungspflicht für eine Vornamens- und Personenstandsänderung (VÄ/PÄ) nicht nur für erwachsene, sondern auch für minderjährige trans* Personen abzuschaffen. Im Fallle einer frühzeitigen VÄ/PÄ sehen die Autor_innen problematische Folgen für Kinder mit Geschlechtsdysphorie und argumentieren, dass auf Grundlage bisheriger Datenbasis der Wunsch nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen nicht immer über die Pubertät hinaus konstant bliebe, sondern sich im Laufe der Pubertät häufig wieder auflöse. Es wird die Gefahr gesehen, dass Kinder mit Geschlechtsdysphorie eine VÄ/PÄ zu frühzeitig in Anspruch nehmen könnten und ihnen eine Entwicklungsfreiheit, in der sie sich ergebnisoffen mit ihrer Geschlechtsidentität auseinandersetzen können, so genommen werden würde.
Intersexualität in NRW
(2017)
Die Veröffentlichung berichtet über die aktuelle Versorgungssituation intersexueller Kinder in Nordrhein-Westfalen. Der Projektbericht basiert auf einer zwischen 2015 bis 2017 realisierten Studie, in der Interviews mit Eltern intersexueller Kinder und Interviews mit Mediziner_innen durchgeführt wurden. Zudem wurden medizinische Versorgungsstrukturen statistisch ausgewertet und die Ergebnisse hinsichtlich aktueller gesundheitspolitischer Entwicklungen problematisiert. Der Projektbericht schließt mit dem Entwurf eines Informationskonzeptes für Eltern intersexueller Kinder.
Transgender und Feminismus
(2004)
In dieser Ausgabe der Zeitschrift „Kofra“ für Feminismus und Arbeit liegt das Schwerpunktthema auf „Transgender und Feminismus“. In dem ersten Beitrag „Feminismus und Transgender- Ein Widerspruch?“ handelt es sich um eine Verschriftlichung eines Workshops, der auf dem LesbenFrühlingstreffen 2003 von der Gruppe „blaue Käfer“ durchgeführt wurde und zu einer politischen Zusammenarbeit zwischen der Transgender Bewegung und der Lesbenbewegung anregt. In einem weiteren Beitrag zum Schwerpunktthema von Josch Hoenes zu „Identitäten in Frauenräumen“ plädiert der Autor dafür, feministische Frauenräume für trans* Personen zu öffnen und den Zugang zu diesen Räumen nicht an Körpern festzumachen, sondern vielmehr an ein subjektives Zugehörigkeitsgefühl zu feministischen Zielen und Praktiken.
Trans*verbündetenschaft
(2017)
Bezugnehmend auf Bishops Konzept der Verbündetenschaft geht Autor_in R. Hornstein anhand von 7 qualitativen, leitfadengestützen Interviews mit trans* Personen der Frage nach, welches unterstützende Verhalten sich trans* Personen von den Menschen in ihrer Umgebung wünschen. Die geäußerten Wünsche werden in der Auswertung differenziert nach der Grundhaltung gegenüber trans* Personen, dem Denken und Wissen über Transgeschlechtlichkeit, sowie dem konkreten Verhalten und gesellschaftlichen Umgang gegenüber trans* Personen. Hornstein legt mit der Arbeit eine erste empirische Grundlage einer Theorie der Trans*verbündetenschaft vor.
Was ist es denn?
(2015)
Dieser Ratgeber des Bundesverbandes Intersexuelle Menschen e.V. möchte Geburtshelfer_innen eine erste Hilfe bieten, um bei der Geburt eines intergeschlechtlichen Kindes den Eltern offen und kompetent zur Seite stehen zu können. Es werden dabei wichtige Punkte für einen gelungenen Umgang von Geburtshelfer_innen mit den Eltern intergeschlechtlicher Kindern gleich nach der Geburt beschrieben. Darüber hinaus gibt der Ratgeber einen Überblick über die verschiedenen Formen der Intergeschlechtlichkeit. Die Empfehlungen des Deutschen Ethikrates bei der Geburt intergeschlechtlicher Kinder werden aufgeführt sowie die rechtliche Situation erörtert. Auch Eltern von intergeschlechtlichen Kindern kommen zu Wort und geben Empfehlungen an andere Eltern und Geburtshelfer_innen weiter.
Dieser Leitfaden des pro Familia Bundesverbandes richtet sich an Fachkräfte und Einrichtungen der Schwangerschafts-, Sexual-, Partnerschafts-, Jugend- und Lebensberatung und möchte Kompetenzen für eine menschenrechtsbasierte, psychosoziale Beratung von inter* und trans* Personen vermitteln und stärken. Neben einer Erläuterung der Begrifflichkeiten werden verschiedene Aspekte der Beratungspraxis beleuchtet sowie Hinweise zur Gestaltung von barrierearmen Zugängen zu Beratungseinrichtungen für inter* und trans* Personen gegeben.
Bei diesem Dokument handelt es sich um die deutsche Übersetzung des Themenpapiers des Kommissars für Menschrechte des Europarates Thomas Hammarberg zum Thema Menschenrechte und Geschlechtsidentität, das bei seiner Veröffentlichung 2009 sehr positiv von internationalen Trans*aktivist_innen aufgenommen wurde. In dem Themenpapier wird die rechtliche und soziale Situation von trans* Personen, beispielsweise im Hinblick auf den Zugang zur Gesundheitsversorgung oder dem Arbeitsmarkt, unter Berücksichtigung der Menschenrechte kritisch beleuchtet. T. Hammaberg lehnt die Psychopathologisierung von Transgeschlechtlichkeit durch medizinische Klassifikationssysteme wie dem ICD ab und bewertet sie als hinderlich für die Einlösung der Menschenrechte von trans* Personen. Das Themenpapier schließt mit 12 Empfehlungen an die Mitgliedsstaaten des Europarates, um die soziale sowie rechtliche Situation von trans* Personen zu verbessern.
In diesem Beitrag skizziert die Autorin zunächst den sexualwissenschaftlichen Diskurs und Umgang mit Transgeschlechtlichkeit seit dem 19. Jahrhundert bis heute unter Berücksichtigung der diagnostischen Kriterien der Klassifikationssysteme ICD 10 sowie DSM 5. Sie problematisiert, dass diese diagnostischen Instrumente (hetero)normativ geregelt sind und Psychiater_innen/Psycholog_innen keinen Raum lassen abseits diagnostischer Kriterien individuelle Nuancen und Erfahrungen des subjektiven Geschlechtserlebens von trans* Personen wahrzunehmen sowie anzuerkennen. Sie schließt mit dem Plädoyer, den Expert_innenstatus von Psychiater_innen/Psycholog_innen aufzuheben und die Selbstbestimmung sowie Partizipation von trans* Personen in der therapeutischen Beziehung zu stärken.
Die Autorin A. Güldenring problematisiert die Rolle der Psychodiagnostik bezüglich der Geschlechtsidentität von trans* Personen innerhalb der Verfahren zur rechtlichen Vornamens- bzw. Personenstandsänderung nach dem Transsexuellengesetz (TSG) (Stand 2013). Die Bestimmungen des TSGs im Hinblick auf die Begutachtungspraxis sowie eine Rollenkonfusion zwischen Medizin/Psychologie und dem Rechtssystem werden kritisch beschrieben. Nach Güldenring findet eine Psychiatrisierung und Stigmatisierung von Transgeschlechtlichkeit durch die Begutachtungspraxis statt, die die Selbstbestimmung von trans* Personen verletze. Die Autorin schließt mit der Aufforderung zu einer Reformierung des TSGs, die auf eine psychiatrische Begutachtung von trans* Personen durch Medizin/Psychologie verzichten sollte.
In diesem Artikel werden aus rechtswissenschaftlicher Perspektive unterschiedliche Aspekte des Transsexuellengesetzes (Stand 2008) im Hinblick auf die Vornamensänderung sowie die Änderung des Geschlechtseintrages im Geburtenregister kritisch betrachtet. Dabei werden verschiedene Problemfelder wie zum Beispiel Altersgrenzen, die Drei-Jahresfrist, Begutachtungen, der Verlust des geänderten Vornamens bei Elternschaft und Eheschließung sowie der Verzicht auf Fortpflanzungsfähigkeit kritisch unter Verwendung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und des Rechts auf körperliche Unversehrtheit beleuchtet. Der Artikel schließt mit einer Gesamtbetrachtung des Autors und einer zeitlichen Einschätzung verschiedener möglicher Reformierungen des Gesetzes.
In dem Aufsatz erläutert Joris Gregor die Relevanz, die der medizinisch zugerichtete Körper bei intergeschlechtlichen Menschen hinsichtlich der Selbstwahrnehmung einnimmt. Der medizinisch manipulierte Körper wird als entfremdeter, schmerzender und traumatisierter Körper herausgestellt. Der Beitrag schließt mit Überlegungen zur stärkeren Berücksichtung der körperlichen Materialität in der Geschlechter- und Queertheorie.
Joris Gregor beschreibt in dem Aufsatz anhand von biografischen Erzählungen intergeschlechtlicher Menschen das traumatisierende Potenzial der medizinischen Techniken zur binären Vergeschlechtlichung der körperlichen Materialität intergeschlechtlicher Menschen. Intergeschlechtliche Menschen werden mitunter über medizinische Untersuchungen und Behandlungsschritte nicht oder unzureichend aufgeklärt. Chirurgische Operationen finden häufig im nicht-einwilligungsfähigen Alter statt. Es ist vor allem der Entzug der Kontrolle über den eigenen Körper und die eigenen Grenzen, der traumatisierend wirkt. Im Abschlussteil des Aufsatzes überträgt Gregor die Überlegungen auf den Interaktionskontext Schule, der maßgeblich zwei(körper)geschlechtlich strukturiert ist.
Das ist mein Körper!
(2015)
Ausgehend von biografischen Erzählungen intergeschlechtlicher Menschen plädiert Joris Gregor für eine stärkere Berücksichtigung der körperlichen Materialität als eigenständige Kategorie innerhalb der Geschlechterforschung. Obwohl der Aufsatz eher (sozial-)theorieorientiert ist, liefert er wertvolle Hinweise über die biografischen Effekte, die medizinische Eingriffe am intergeschlechtlichen Körper zeitigen.
Die Autor_innen Nieder & Núñez stellen in dem Artikel Handlungsempfehlungen vor, um die medizinische Versorgungssituation von Trans*personen mit einer Geschlechtsdysphorie individualisiert, partizipativ und interdisziplinär sowohl vor als auch nach möglichen sozialen und/oder körperlichen Transitionsmaßnahmen zu verbessern. Mögliche Spannungsfelder und Herausforderungen in der Versorgung und Betreuung von Trans*personen werden dabei thematisiert sowie strukturelle und interpersonelle Stigmatisierung von Trans*personen im Gesundheitssystem problematisiert.
Ausgehend von der Änderung des §22 des Personenstandsgesetzes im Jahr 2013 argumentiert der Aufsatz für die Notwendigkeit der Inklusion von geschlechterkritischen Perspektiven in der Sozialpädagogik. Thematisiert wird der medizinische Umgang mit intergeschlechtlichen Menschen, der in sozialpädagogischen Einrichtungen stärkere Berücksichtigung finden muss.
Die vorliegende partizipative Studie geht der Frage nach, welche Wünsche und Bedenken transgeschlechtliche Personen gegenüber interdisziplinären Transgender-Versorgungszentren in Deutschland haben, die sich auf transitionsbezogene medizinische sowie psychotherapeutische Bedarfe richten. Barrierearmer Zugang zu Transgender-Versorgungszentren, selbstbestimmte Entscheidungen bezüglich geschlechtsaffimierenden Maßnahmen, individualisierte Versorgung sowie weitere Angebote der Gesundheitsversorgung (z.B. Krebsscreening, Knochendichtemessung, Fruchtbarkeitsbehandlungen) sind Wünsche, die die Mehrheit der Befragten angegeben haben. Bedenken gegenüber Transgender-Versorgungszentren wurden von den Befragten hingegen weniger angegeben als zuvor von den Autor_innen vermutet.
In diesem Beitrag reflektiert die Autorin, was es für die Praxis der psychosozialen Beratung und Therapie bedeutet, dass die Dualitäten zwischen Frau/ Mann und Homo-/Heterosexualität an Gültigkeit verlieren und vielfältige sexuelle sowie geschlechtliche Identitäten gelebt werden. Aus einer (de)konstruktivistischen Perspektive beschreibt die Autorin das biologische und soziale Geschlecht als Dimensionen von Identität und unterstreicht die Vielfältigkeit gelebter Sexualität. Für Berater_innen bedeutet dies Kategorien und Vorurteile zu hinterfragen und ihren Klient_innen abseits von einer Vorstellung über fixe Identitäten einen Freiraum zu ermöglichen, um „Neues“ zu entdecken und das Potenzial an veränderbarer Vielfältigkeit zu nutzen.
Dieser Bericht stellt die Ergebnisse einer Online-Kurzbefragung von trans* und transsexuellen Erwachsenen und Kindern sowie ihren Angehörigen vor. Die Umfrage hat Daten bezüglich der subjektiven Bewertung von Psychotherapeut_innen und Ärzt_innen, der in Anspruch genommenen medizinischen Maßnahmen und Kostenübernahme der Krankenkassen, der subjektiven Einschätzung des Fachwissens aufgesuchter Stellen und der Bedarfe nach mehr Unterstützung erhoben. In den Ergebnissen zeigten sich insbesondere Bedarfe nach Aufklärung über bestehende Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie nach sensibler Unterstützung an entsprechenden Stellen.
Anlässlich der Einweihung der Räumlichkeiten des Berliner Vereins TransInterQueer e.V., der sich für trans*, inter* und queer lebende Menschen einsetzt, wurde dieser Vortrag von Julia Ehrt gehalten. In dem Vortrag zeigt sie die psychosozialen Belastungen in unterschiedlichen Lebensbereichen sowie die gesellschaftlichen Ausgrenzungen auf, die trans*, inter* und queer lebende Menschen in der heteronormativen Gesellschaft erleben. Sie nimmt dabei Bezug auf die Menschenrechte und beschreibt, dass die Ziele der Trans*bewegung im Kern die Wahrung von Menschenrechten bedeuten.
Ich war ein Mann
(1992)
In diesem autobiographischen Buch erzählt die transgeschlechtliche Autorin Alexandra Buff von ihrer bewegten Lebensgeschichte. Sie gibt Einblicke in ihre gewaltgeprägte Kindheit, ihrer Zeit als Sexarbeiterin sowie ihren Erfahrungen im Gefängnis. Weitere Themen sind der Kampf und Umgang mit ihrer Heroinabhängigkeit sowie ihrer Aidserkrankung. Das Buch vermittelt einen Einblick in die Lebensrealitäten von trans*weiblichen Personen in den 70er bis 90er Jahren in Deutschland, die durch gesellschaftliche Ausgrenzungen geprägt waren.
Der Sachstandsbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ) beschreibt die aktuellen Diskurse zu Inter- und Transgeschlechtlichkeit in Deutschland. Dabei werden sowohl Gemeinsamkeiten als auch spezifische Aspekte der jeweiligen Diskurse beleuchtet. Der aktuelle Diskussionsstand des BMFSJ und der interministeriellen Arbeitsgruppe- „Inter- und Transsexualität“ zu verschiedenen Aspekten bezüglich medizinischer Eingriffe an intergeschlechtlichen Kindern, der rechtlichen Situation sowie der Unterstützungs- und Beratungsstrukturen, werden im Weiteren dargestellt. Dem Bericht sind zudem im Anhang umfangreiche Informationen, beispielweise zu den bisherigen Maßnahmen des BMFSJ gegen Transfeindlichkeit, eine Übersicht der Urteile des Bundesverfassungsgerichts zum TSG, Informationen aus den Bundesländern usw., beigefügt.
In dem Aufsatz werden die Ergebnisse einer zwischen 2003-2007 durchgeführten multizentrischen klinischen Studie präsentiert, in der nach der Lebenszufriedenheit und dem mentalen Gesundheitszustand von Menschen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung gefragt wurde. An der Studie nahmen 110 intergeschlechtliche Erwachsene aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil. Die Autor_innen verglichen die Ergebnisse mit den Werten, die in der Allgemeinbevölkerung vorherrschen. Es zeigt sich, dass intergeschlechtliche Menschen vor allem, was die mentale Gesundheit betrifft, benachteiligt sind. Die Autor_innen plädieren demgemäß für eine verbesserte psychologische Versorgung.
Trans*Visit
(2014)
Trans*Visit ist ein Bild- und Textband, in dem elf trans* Personen aus unterschiedllichen Ländern poträtiert sind. Die Bilder sind eingebettet in Beschreibungen des Autors M. Bichsel über seine Begegnung mit den Poträtierten, ihren Lebensgeschichten sowie über den jeweiligen gesellschaftlichen Umgang mit Transgeschlechtlichkeit in den Ländern, in denen sie leben.
In diesem Artikel stellt der Autor Johannes C. Bruck, plastischer Chirurg in Berlin, die Ergebnisse einer postoperativen Befragung von 97 Mann-zu-Frau-transgeschlechtlichen Personen zwischen 1991 bis 2008 vor. Die Patient_innen wurden in einem Zeitraum von einem halben bis zu einem Jahr nach erfolgten chirurgischen Maßnahmen nach ihrer subjektiven Beurteilung der Operationsergebnisse sowie nach weiteren Faktoren ihrer Lebenszufriedenheit befragt (familiäres Umfeld, Familienstand etc.). Die Studie ist orientiert am medizinischen Verständnis von Transgeschlechtlichkeit als Transsexualität.
In diesem Artikel berichten die Autor_innen über das bundesweite Arbeitsgruppentreffen zu „Kindern und Jugendlichen mit Geschlechtsidentitätsstörungen“, das am 12.11.2012 am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf stattfand und an dem Gesundheitsfachkräfte sowie Mitglieder von Selbsthilfegruppen und Verbänden aus Deutschland und der Schweiz teilnahmen. Auf der Tagung wurden verschiedene Beiträge vorgestellt und diskutiert, die sich den Verläufen von Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter sowie den damit einhergehenden Konsequenzen für die medizinische Behandlung und Begleitung widmen.
MRT statt TSG
(2013)
In diesem Artikel skizziert die Autorin wie die Kritik am Transsexuellengesetz (TSG) seit der Inkraftsetzung 1981 im zeitlichen Verlauf bedingt ist durch unterschiedliche Annahmen über Transsexualität und Geschlecht in medizinischen, politischen sowie geschlechtertheoretischen Diskursen. Weiter beschreibt sie die Änderungen des TSGs durch Beschlüsse des Verfassungsgerichts und zeigt mögliche Reformierungsvorschläge auf. Die Autorin sieht in aktuellen Tendenzen der Entphatologisierung, die einer neuro-biologischen monokausalen Ätiologie folgen und die Ursache von Transsexualität im Gehirn vermuten, die Gefahr einer erneuten Essentialisierung von Transsexualität und Geschlecht, nachdem diese in den 1990er Jahren durch konstruktivistische Ansätze bereits infrage gestellt wurde.
In dem Aufsatz wird über Praktiken der Genitalverstümmelung an intergeschlechtlichen Menschen informiert. Die verschiedenen Varianten der Geschlechtsentwicklung werden ebenso erläutert wie die Formen von "Intersex-Genitalverstümmelungen", so z.B. "vermännlichende Genitalkorrekturen", "verweiblichende Genitalkorrekturen" sowie sterilisierende Prozeduren. Die Praktiken werden als Verletzungen des Selbstbestimmungsrecht herausgestellt. Der Aufsatz schließt mit einem Plädoyer für die Einführung eines gesetzlichen Verbots von Genitalverstümmelungen.
Band 5 der Reihe Angewandte Sexualwissenschaft. Herausgegeben von Ulrike Busch, Harald Stumpe, Heinz-Jürgen Voß und Konrad Weller, Insitut für Angewandte Sexualwissenschaft an der Hochschule Merseburg.
Ausgehend von einer qualitativen Studie zu BDSM Praktiken von lesbisch, schwulen, bisexuellen, trans* und inter* Personen stellt Robin Bauer eine Auswahl an Beispielen für verkörperte Transidentitäten vor. Queere BDSM Praktiken werden dabei als ein Erfahrungsraum beschrieben, in dem mit dem eigenen Geschlecht und alternativen Geschlechterentwürfen experimentiert werden kann. Anhand der Beispiele zeigt Robin Bauer auf, wie Körperbilder und Körperwahrnehmungen sowie das geschlechtliche Erleben wandelbar sind und ein transgeschlechtliches Körperselbstverständnis einer Person nicht zwingend zu dem Wunsch nach medizinischen, körperlichen Veränderungen führen muss.
Diese qualitative Studie untersucht die Zufriedenheit von trans*männlichen Personen mit ihrer Stimme nach Beginn der Testosteroneinnahme. Es wurden 14 semi-strukturierte Interviews mit trans*männlichen Personen in Deutschland geführt und anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Insbesondere wurden Daten bezüglich der geschlechtlichen Selbstpositionierung der Teilnehmenden, der Zufriedenheit mit ihrer Stimme in Bezug auf ihr Geschlechtsempfinden sowie der geschlechtlichen Zuschreibung ihrer Stimme durch Andere erfasst. Der Artikel schließt mit dem Fazit, dass es sich bei trans*mänlichen Personen um eine sehr heterogenen Gruppe mit diversen geschlechtlichen Selbstpositionierungen handelt, die sich auch im Hinblick auf die Zufriedenheit mit ihrer Stimme unterscheiden. Auf Basis der Studienergebnisse empfiehlt der Autor eine individualisierte, patient_innenorientierte Herangehensweise in der logopädischen Arbeit mit trans*männlichen Personen.
Mastektomie
(2012)
Die Broschüre richtet sich an trans*männliche Personen, die eine Mastektomie - die operative Herstellung einer männlichen Brust - in Anspruch nehmen. Die Broschüre gibt Hinweise und Ratschläge bezüglich der Vorbereitung auf die Operation, der Zeit in der Klinik sowie der Zeit nach der Entlassung. Es wird über mögliche Wundinfektionen und Wundschmerzen nach der Operation informiert und Möglichkeiten der Linderung aufgezeigt. Zudem gibt die Broschüre Hinweise, ab wann bei Komplikationen der Wundheilung die behandelnde Ärzt_in konsultiert werden sollte und wie das entsprechende Problem (z.B Serom, Hämatom, etc.) gegenüber Ärzt_innen gut formuliert werden kann.
In diesem Artikel berichtet die Autorin Lykke Aresin über ihre Erfahrungen mit einer Selbsthilfegruppe und Beratungsstelle für trans* Personen unter dem Dach der Pro Familia, die sie in Ostdeutschland nach der Wende gründete. Bereits während der DDR-Zeit hatte sie Erfahrungen in der Arbeit mit trans* Personen innerhalb ihrer Tätigkeit als Ehe- und Sexualberaterin an der Universitätsfrauenklinik Leipzig gesammelt. Der Artikel gibt Einblicke in die medizinische, rechtliche und soziale Situation von trans* Personen sowohl in der DDR als auch in Ostdeutschland nach der Wende.
In dieser quantitativen Studie untersuchen die Autor_innen geschlechtsspezifische Determinanten, die die Lebensqualität von Trans*frauen und Trans*männern beeinflussen können. Die Ergebnisse sollen zu einer verbesserten und bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung von Trans*personen beitragen. Die Studie zeigt, dass insbesondere schlechter Schlaf signifikant zu einer geringeren Lebensqualität bei Trans*männern sowie Trans*frauen beiträgt. Weitere Faktoren, wie zum Beispiel Schmerzen sowie subjektive Zufriedenheit mit dem eigenen Körper, weisen hingegen unterschiedliche Effekte auf die Lebensqualität zwischen Trans*männern und Trans*frauen auf.
Trans & Care
(2019)
Der Sammelband ist der erste deutschsprachige Sammelband, der eine Übersicht über die medizinische, (psycho-)therapeutische und pflegerische Versorgung von transgeschlechtlichen Menschen in Deutschland gibt. Kritik an staatlichen Verordnungen wird im Band ebenso geübt, wie Wege hin zu einer affirmativen und inklusiven (Ver-)Sorgearbeit von trans* Menschen aufgezeigt. Der Band richtet sich sowohl an im Gesundheitswesen tätiges Fachpersonal, das relevante Einsichten in die Missstände des eigenen Berufsfelds erhält, als auch an Geschlechterforscher_innen im Bereich Care und Sozialmedizin. Auch trans* Personen finden im Sammelband hilfreiche Hinweise zu selbstfürsorglichen Handlungsoptionen.
Die Autorin Lykke Aresin berichtet in diesem Beitrag über ihre Erfahrungen, die sie in ihrer Arbeit bei der Sexualberatungsstelle der Universität-Frauenklinik Leipzig von 1980-1989 mit lesbischen, schwulen und trans* Personen sammelte. Sie gibt einen kurzen Einblick über die jeweilige soziale Situation von Lesben, Schwulen und transgeschlechtlichen Personen in der DDR, wie sie in Gruppen organisiert waren und mit welchen gesellschaftlichen und rechtlichen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hatten.
Stop Trans*-Pathologisierung
(2013)
Das Buch bündelt Beiträge zur internationalen Kampagne Stop Trans* Pathologisierung 2012, die insbesondere die Streichung der psychiatrischen Diagnose „Geschlechtsidentitätsstörung“ im medizinischen Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie der amerikanischen psychiatrischen Vereinigung (APA) forderte. Die Diagnose wird als Grundlage für trans*feindliche institutionelle sowie strukturelle Gewalt betrachtet. Neben Informationen und Aufklärung über die Kampagne beschäftigen sich die weiteren Beiträge ebenfalls aus dezidiert antipsychiatrischer Perspektive mit der Stigmatisierung und Pathologisierung von Transgeschlechtlichkeit. Eine Auswahl an Buch- sowie Filmempfehlungen schließen die Veröffentlichung ab.
In diesem Gutachten von 2017 wird der Regelungsbedarf zum rechtlichen Schutz und zur Anerkennung von Trans- und Intergeschlechtlichkeit vor dem Hintergrund der Grund- und Menschenrechte in Deutschland untersucht. Das Gutachten wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegeben und sollte in der 18. Legislaturperiode die interministerielle Arbeitsgruppe „Inter- und Transsexualität“ beraten. Neben einer Bestandsaufnahme geschlechtsspezifischer Regelungen im Bundesrecht sowie einer sozialwissenschaftlichen Evaluierung des Personenstandsrechts wird auf Basis der Ergebnisse ein Gesetzesentwurf zur Anerkennung und zum Schutz der Geschlechtervielfalt im zweiten Teil des Gutachtens vorgeschlagen.
Da die Forschungslage zu queeren und insbesondere Trans*Jugendlichen und ihren Bedürfnissen an Schulen nicht ausreichend ist, war es Ziel dieser Arbeit die Erfahrungen Trans*Jugendlicher in Berliner Schulen zu dokumentieren und diskutieren. Den Trans*Jugendlichen und ihrer individuellen Perspektiven sollte Gehör geschenkt werden. Deshalb wurde ein teil-partizipativer Ansatz verfolgt, der eine Einsichtnahme und Anmerkungsmöglichkeit der Befragten unterstützte. Es wurden sieben Jugendliche im Alter zwischen 16-20, welche Berliner Schulen besuchen und sich mit dem Begriff trans* identifizieren können, in leitfadengestützen Interviews befragt. Diese Interviews wurden mit Hilfe eines Kategoriensystems qualitativ analysiert. Es ist festzuhalten, dass sich die Erlebnisse je nach Schule und der Bekanntheit des Themas trans* unterscheiden. Die in den Ergebnissen herausgearbeiteten spezifischen Aspekte für Trans*Jugendliche an Schulen, wie geschlechtergetrennter Sportunterricht, Umkleiden und Toiletten sowie die Thematik der Namensänderung, zeigen klaren Handlungsbedarf auf, da die Jugendlichen hierzu häufig von Problemen berichten. Ein generelles Wissensdefizit bei Schulleitung, Lehrkräften und Mitschüler*innen kann konstatiert werden. Somit wird sich für eine früh einsetzende Aufklärungs- und Antidiskriminierungsarbeit ausgesprochen. Außerdem wird eine entsprechende Ausbildung von Lehrkräften als sinnvoll erkannt, damit diese in der Lage sind, trans*inklusive Vorgaben aus Rahmenlehrplänen auch umzusetzen. Die Befragten problematisieren Schule als exkludierenden Ort der Zwei- und Cisgeschlechtlichkeit sowie Heterosexualität. Dem folgt, dass die Thematisierung und ein Bewusstsein zu trans* sowie sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu einem vorurteils- und diskriminierungsärmeren Schulklima führen kann, in dem sich alle Beteiligten möglichst wohl und sicher fühlen und sich auf positive Art und Weise mit verschiedensten Geschlechteridentitäten auseinandersetzen können.
Der Beitrag geht auf Intergeschlechtlichkeit in Bildung, Pädagogik und Sozialer Arbeit in Deutschland ein, Stand 2015.
Hechler geht in diesem Artikel der Verhandlung von Inter* in Bildung, Pädagogik und Sozialer Arbeit nach. Hierzu wird zuerst die Problematik/der Handlungsbedarf dargelegt: Durch die Deutungsmacht der Medizin über Inter* und ihre "Behandlung" findet Hechler zufolge "eine geschlechtliche Auslese" statt, "die umfassender kaum sein kann" sowie eine gesellschaftliche Tabuisierung und Unsichtbarmachung von Inter*. Die Lebensrealität von Inter* sei geprägt durch Widerfahrnisse von Pathologisierung, leidvoller medizinischer Behandlungen, Traumatisierung, Entfremdung, Tabuisierung in der Familie, Scham, Verunsicherung und lebenslanger Diskriminierung durch zwanghafte Einordnung in die Zweigeschlechterordnung. Auseinandersetzungen mit Inter* in Bildung, Aufklärung, Beratung und Pädagogogik stehen Hechler zufolge erst am Anfang. Offen stünde auch noch, wie Angebote konzipiert werden müssten, ohne Inter* selbst vorrangig medizinisch wahrzunehmen, selbst zu pathologisieren und zu stigmatisieren. Hechler sieht Pädagogik in der Verantwortung für Aufklärung und Unterstützung von Inter* und ihren Familien und gibt Beispiele bisher entwickelter Konzepte und Praxen.
Was haben Bildung, Pädagogik und Soziale Arbeit mit Intergeschlechtlichkeit zu tun? Einerseits gilt es, sich mit Intergeschlechtlichkeit zu befassen und darüber aufzuklären, andererseits ist zu fragen, wie eine ganz konkrete Unterstützung von Inter* aussehen könnte. Anhand dieser beiden Aspekte orientiert sich der Beitrag: In einem ersten Teil geht es um Lehren und Lernen über Intergeschlechtlichkeit. Es wird ein möglicher Einstieg ins Thema vorgeschlagen und von anderen, häufig aufzufindenden Zugängen abgegrenzt. Intergeschlechtliche Stimmen kommen gegen die medizinische Definitionsmacht zu Wort. Zusätzliche werden Zielgruppen des pädagogischen Handelns bestimmt und Materialien für die Pädagogik und Bildungsarbeit vorgestellt. In einem zweiten Teil wird ein mögliches Handeln im Rahmen (sozial-)pädagogischer Arbeit mit intergeschlechtlichen Menschen skizziert.
Band 5 der Reihe Angewandte Sexualwissenschaft, Herausgegeben von Ulrike Busch, Harald Stumpe, Heinz-Jürgen Voß und Konrad Weller, Institut für Angewandte Sexualwissenschaft an der Hochschule Merseburg.
Leitfragen des vorliegenden Textes sind zum einen, warum so selten über Intergeschlechtlichkeit gesprochen und gelehrt wird und zum anderen, was Problematiken und Schwierigkeiten beim Sprechen und Lehren über Intergeschlechtlichkeit sind oder sein können. Ziel ist die Einladung, sich mehr mit Intergeschlechtlichkeit zu beschäftigen und das Thema in die eigene pädagogische Praxis und Lehrtätigkeit einfließen zu lassen. Es sollen Wege der Thematisierung aufgezeigt und mögliche Schwierigkeiten angedeutet werden.
Kleinstadtlesben
(1975)
Der Bericht einer an der Organisation eines "Kleinstadtlesbentreffens" 1975 beteiligten Frau über ihre "Erfahrungen mit hetero-Frauengruppen", ihr wachsendes Bedürfnis nach einer Lesbengruppe zum Austausch über "Lesbenprobleme" sowie über die spezifische Situation der Organisation einer Lesbengruppe in einer Kleinstadt - im Vergleich bspw. zur Arbeit der HAW-Frauengruppe in Berlin. Der Text gibt u. a. Einblick in die Situation und Diskriminierungserfahrungen lesbischer Frauen in der 70er Jahren in der BRD sowie über die Diversität in den Erfahrungswelten und Lebensumständen auch innerhalb der kleinstädtischen Lesbengruppe selbst.
Martha Escalona Zerpa reflektiert die Lebensbedingungen und Herausforderungen lesbischer Migrantinnen "aus den ´Dritte-Welt-Ländern´" in Deutschland. Lesbische Migrantinnen seien nicht nur von rassistischen Diskriminierungen und Ausschlüssen betroffen, sondern ständen zusätzlich vor der Heruasforderung von Unsichtbarkeit und Furcht vor Ablehung ihrer lesbischen Identität "inmitten der eigenen kulturellen bzw. religiösen Communitys" - mit der Konsequenz entsprechender psychischer Belastungen. Die Autorin fokussiert am Beispiel von ihr interviewter lesbischer Migrantinnen aus Lateinamerika Handlungsstrategien und Positionierungen von lesbischen Migrantinnen im Selbstfindungsprozess in Deutschland.
Chronik der Antisemitismusdiskussionen in der (Frauen- und) Lesbenbewegung der BRD der 80er Jahre
(2007)
Die Autorinnen legen eine Chronik der Diskussionen um Antisemitismus in der westdeutschen Lesbenbewegung der 1980er Jahre dar. Wichtige Texte, Impulse und Kritiken gingen demnach insbesondere von dem Lesbisch-feministischen Schabbeskreis aus. Dieser von 1984 bis 1989 bestehende Zusammenschluss aus Jüdinnen und nichtjüdischen FrauenLesben thematisierte bspw. jüdische Geschichte, Identitätsfragen jüdisch und/oder deutsch, die Stellung von Frauen und Homosexuellen im Judentum sowie Antisemitismus in der Gesellschaft und in der Frauen- und Lesbenbewegung.
Ausgehend von der Studienlage, die Lesben als Risikogruppe im Hinblick auf Alkoholismus identifiziert, gibt die Autorin einen Überblick über Alkoholabhängigkeit bei Lesben, Wechselwirkungen mit Gewalt sowie problematische Faktoren in der lesbischen Subkultur. Dabei wird Alkoholismus nicht als individuelles Problem gefasst, sondern in Zusammenhang zu "systemimmanenter gesellschaftlicher Unterdrückung" gesetzt. Terrie A. Couch sieht hier insbesondere Zusammenhänge zwischen verinnerlichter Homophobie und Alkoholismus unter Lesben, welche sich gerade auch in Gewalt in lesbischen Partnerschaften zeigen würden. Zudem plädiert sie dafür, Erfahrungen von Kindesmissbrauch/sexuellem Missbrauch in der Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex nicht zu tabuisieren. Die Autorin appelliert an eine "kollektive Verantwortung" der lesbischen Gemeinschaft für Gruppennormen und Bagatellisierungen und empfiehlt "ein Lesbenprojekt, das sowohl Gewalt, Akoholismus und Alkoholmißbrauch als auch all die zugrundeliegenden Probleme in Verbindung mit Homophobie und Mißbrauch/Mißhandlung in der Kindheit in ihrer Wechselwirkung einbezieht".
Lesben und Alkohol
(2007)
Gabriele Dennert reflektiert die (Nicht-)Thematisierung von Alkoholismus in der Lesbenbewegung - in Anbetracht des erhöhten Risikos für Alkoholmissbrauch bei Lesben im Vergleich mit heterosexuellen Frauen. Ausgehend von der These, dass Alkoholismus nicht nur eine individuelle Abhängigkeit darstelle, sondern "eine Sucht der Gemeinschaft", zeigt sie insbesondere kritisch "koabhängige Strukturen" in öffentlichen lesbischen Orten, bspw. bei Großveranstaltungen wie Lesbentreffen, auf.
In Bewegung bleiben
(2007)
Der von Gabriele Dennert, Christiane Leidinger und Franziska Rauchut herausgegebene Sammelband bietet einen umfassenden Über- und Einblick in die Geschichte der Lesbenbewegung in Deutschland. Nach zwei Artikeln zu Rahmenbedingungen und Anfängen der Organisation seit 1900 folgen vielfältige Beiträge zu Themen, Debatten und Aktionsformen in den 70er und 80er Jahren in der BRD, in der Lesbenbewegung der DDR von den 70er Jahren bis 1989 sowie zu Entwicklungen in den 90er Jahren. In die Themenblöcke wird von den Herausgeberinnen jeweils mit einem Überblicksartikel eingeführt. Die folgenden Kurzbeiträge fassen entweder die thematischen Auseinandersetzungen und Wissensstände zu einzelnen Aspekten zusammen oder erinnern und reflektieren aus aktivistischer Perspektive eigene Erfahrungen innerhalb der Lesbenbewegung.
Dennert, Leidiger und Rauchut zeichnen in diesem Überblicksartikel die Entwicklung der DDR-Lesbenbewegung von den 1970ern bis 1989 nach. Nach einer Einführung in die politischen und diskursiven Rahmenbedingungen für lesbisches Leben in der DDR werden die Anfänge erster lesbisch-schwuler Gruppen Anfang der 70er Jahre beschrieben sowie die zwei unterschiedlichen politische Organisationsarten von Lesben in der DDR aufgezeigt: in ´weltlichen´ Gruppen und unter dem Dach der evangelischen Kirche. Die Autorinnen thematisieren weiter das Spannungsfeld der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Forschungsprojekten zu Homosexualität in der DDR sowie die Entwicklungen am Ende der DDR/zur Zeit der Wiedervereinigung.
Die Autorin reflektiert den in ihrem persönlichen Fall deutlichen Zusammenhang zwischen ihrer Hautkrankheit Neurodermitis und der Bewältigung der sexuellen Gewalt, die sie in ihrer Mädchenzeit erfahren hat. Sie geht darauf ein, welche Rolle ihre lesbische Identität / der Rahmen von Frauenbeziehungen für ihre Auseinandersetzung mit den Missbrauchserfahrungen spielt. Sie beschreibt ihre Haut als Speicher der Erinnerungen an den Missbrauch und ihre Mädchen-Gefühle. Thematisiert werden zudem Überlebensstrategien wie Selbstverletzungen, Suchtverhalten, Dissoziation, ihre Entwicklung eines Zugangs zum eigenen Körpergefühl sowie ihr Verständnis von Heilung im Sinne von zunehmender Lebensfreude und Selbstliebe.
Claudia Heinze beschreibt als Überlebende sexueller Gewalt / sexuellen Missbrauchs in ihrer frühen Kindheit und aus lesbischer Perspektive den Prozess der Suche nach ihrer Lust, der "harten Arbeit" daran, Zugang zu ihrem Körper, ihrer Sexualität und ihren Wünschen zu erlangen - in Anbetracht der Gewalterinnerungen, die sexuelle Nähe in ihr hervorrufen kann.