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Instrumentalpädagogik
(2023)
Im Mittelpunkt dieses Buches stehen vier inhaltlich aufeinander aufbauende, experimentelle musikpsychologische Untersuchungen, die im Rahmen meines Dissertationsprojektes am Institut für Systematische Musikwissenschaft der Universität Hamburg zwischen dem Frühjahr 2015 und Sommer 2017 durchgeführt wurden. Diese Arbeit stellt eine geringfügig angepasste Version meiner an der Fakultät für Geisteswissenschaften im Herbst 2019 eingereichten Dissertation dar. Das hier vorliegende Buch soll vorwiegend einen Beitrag zur musikpsychologischen Grundlagenforschung in den multi- und interdisziplinären Forschungsbereichen Musikalische Gestik und Sonifikation leisten. Darüber hinaus bieten die im Verlauf des Textes vorgestellten Ergebnisse Anknüpfungspunkte für Übende, Trainierende, Wettkämpfer*innen und Performer*innen aus den Domänen Musik, Sport, Tanz und weiteren darstellenden Künsten. Zugleich werden Implikationen in therapeutische und rehabilitative Anwendungs- und Praxisbereiche aufgezeigt.
Vor etwa 30 Jahren erfuhr die Musikpsychologie gewissermaßen eine Renaissance im Sinne eines körperorientierten Diskurses über die Verbindung von Musik und Bewegung, der seitdem von Forschenden aus verschiedenen Perspektiven mit unterschiedlichen Zielen geprägt wird. In diesem Rahmen wurden Theorien einiger Musikforscher*innen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach langer Zeit wieder aufgegriffen. Dabei etablierte sich ein Forschungsgebiet, in dessen Rahmen die Vielfalt angewendeter Methoden und technischer Fortschritte zur Untersuchung grundlegender psychologischer Prozesse und performance-orientierter Fragestellungen zur Wahrnehmung und Ausführung musikbezogener Bewegungen stetig wächst. In diesem Zusammenhang ist daher eine historisch-orientierte Auseinandersetzung mit der Erforschung musikalischer Gesten genauso relevant, wie die Beschäftigung mit aktuellen Forschungsprojekten zu psychologischen Vorgängen von musikbezogenen Bewegungen. Besondere Schwerpunkte bilden dabei Untersuchungen zu Prozessen der Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung, des Embodiments, Multimodaler Integration und Agency sowie zur Koordination, zum Lernen oder zum Fertigkeitserwerb von Bewegungen.
»Ohne diese Grundsätze kann kein Mensch die Verdoppelung im mehr als vierstimmigen Satze wissen«.
(2023)
Von jeher gilt Leonardo Leo (1694-1744) nicht nur als wichtiger Komponist, sondern auch als bedeutender Kompositionslehrer. Zeitweilig, so die Überlieferung, sei die neapolitanische Musiklandschaft von einem Gegensatz zweier Systeme oder Schulen geprägt gewesen, mit Anhängern Leos auf der einen und Francesco Durantes (1684-1755) auf der anderen Seite. Vor allem im Zuge der Partimento-Forschung hat sich die jüngere Musikforschung dieser Musiklandschaft, ihren Institutionen und Hauptfiguren wieder verstärkt zugewandt. Geblieben ist dabei eine mythologisierende und verklärende Patina, die Leos Bild und das seines Umfelds im Laufe der Zeit überdeckt hat. Diese Schichten sucht Hans Aerts anhand institutionsgeschichtlicher, biografischer, quellenkritischer, musiktheoretischer und musikanalytischer Studien abzutragen. Er rekonstruiert den Rahmen, in dem Musiker in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Neapel ausgebildet wurden, beleuchtet Leos Laufbahn und seinen Schülerkreis, untersucht die Hintergründe der Überlieferungen zum Gegensatz zwischen Leisti und Durantisti und erforscht die Quellen, die mit Leos Unterrichtspraxis in Verbindung gebracht worden sind. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die Analyse eines Korpus von 50 Solfeggi. Häufig schwingt bei diesen Untersuchungen auch die Frage mit, welche Perspektiven sich daraus für die heutige musiktheoretische Lehrpraxis ergeben.