@book{Kesting1997, author = {Peter Kesting}, title = {Zwischen Neoklassik und Historismus: Das {\"o}konomische Werk Joseph A. Schumpeters aus methodologischer und theoriegeschichtlicher Perspektive}, year = {1997}, abstract = {Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, {\"u}ber eine wissenschaftstheoretische Analyse seines {\"o}konomischen und methodologischen Gesamtwerks ein neues Licht auf die Schriften des {\"o}sterreichischen {\"O}konomen Joseph A. Schumpeter zu werfen. Dazu erfolgt die Analyse aus zwei Blickwinkeln: Gegenstand der Analyse ist erstens Schumpeter als Wissenschaftstheoretiker. Hier gilt es, die methodologischen Positionen herauszuarbeiten, die er in seinen Schriften vertritt und anschlie{\"s}end zu zeigen, in welcher Weise er diese Positionen mit der Zeit {\"a}ndert. Gegenstand der Analyse ist zweitens die Betrachtung Schumpeters als {\"O}konom aus wissenschaftstheoretischer Perspektive, wobei seine Aussagen zum Gegenstand der {\"o}konomischen Dynamik im Zentrum stehen. Die Hauptthese der Arbeit ist, da{\"s} es Schumpeter trotz intensiver Bem{\"u}hungen zeitlebens nicht gelungen ist, sein {\"o}konomisches Hauptproblem - die Gewinnung eines ad{\"a}quaten Verst{\"a}ndnisses von den Vorg{\"a}ngen der {\"o}konomischen Dynamik - in einer Weise zu bearbeiten, die ihn auch in methodologischer Hinsicht zufriedenstellt. Vor diesem Hintergrund stellt sich sein Werk selbst als Suche dar; dabei bewegt er sich insbesondere im Spannungsfeld zwischen der positivistischen und der historischen Tradition, wobei er sich zunehmend letzterer ann{\"a}hert, ohne allerdings seine positivistische Grundhaltung aufzugeben. Die Untersuchung f{\"u}hrt erstens zu dem Ergebnis, da{\"s} Schumpeter nicht nur eine sehr fr{\"u}he Anwendung des Neopositivismus in der {\"O}konomie zuzuschreiben ist, sondern da{\"s} er dar{\"u}ber hinaus in seinem Werk wesentliche Entwicklungen der Wissenschaftstheorie vorweggenommen hat. Dazu geh{\"o}rt zum einen, da{\"s} er bereits vor Poppers Logik der Forschung\"\" das Fundament von {\"o}konomischer Theoriebildung in einem falsifikationistischen Prinzip gesehen hat. Zum anderen hat er erkannt, da{\"s} sich der Vorgang der Falsifikation von Theorien in der Geschichte als ein diskontinuierlicher Proze{\"s} gezeigt hat, der in revolution{\"a}ren Sch{\"u}ben vor sich geht. Vor allem in Verbindung mit seinen wissenschaftssoziologischen Aussagen nimmt Schumpeter damit auch wesentliche Grundgedanken der Kuhnschen Paradigmeorstellung vorweg. Zweitens kann gezeigt werden, da{\"s} sich Schumpeters Vorstellung von wirtschaftlicher Entwicklung geradezu zwangsl{\"a}ufig aus seinem rigiden Bild von {\"o}konomischer Statik ergibt, als die er die zeitgen{\"o}ssische neoklassische Theorie versteht. Diese Erkenntnis widerspricht der in der Literatur verbreiteten Einsch{\"a}tzung, Schumpeters Vorstellung von wirtschaftlicher Entwicklung w{\"u}rde urspr{\"u}nglich seiner Auseinandersetzung mit Marx entspringen. Drittens komme ich zu dem Ergebnis, da{\"s} Schumpeters Werk in methodologischer Hinsicht nicht einheitlich ist, sondern einen Bruch aufweist. Diesem Bruch, den ich in die zwanziger Jahre datiere, liegt seine Wahrnehmung zugrunde, da{\"s} {\"o}konomische Ph{\"a}nomene nur vor dem Hintergrund ihrer historischen und gesellschaftlichen Dimension verstanden werden k{\"o}nnen - eine Wahrnehmung, die offensichtlich im Zusammenhang mit seiner Erfahrung der politischen und gesellschaftlichen Umbr{\"u}che in Folge des ersten Weltkriegs steht. Das f{\"u}hrt dazu, da{\"s} er seine vormals positivistische Grundhaltung in einem wesentlich umfangreicheren \"\"sozial{\"o}ko-nomischen\"\" Ansatz aufhebt, in dem neben der theoretischen die geschichtliche, die soziolo-gische und die statistische Analyse zu einem einheitlichen Geb{\"a}ude integriert werden sollen. Viertens zeigt sich, da{\"s} der sp{\"a}te, \"\"sozial{\"o}konomische\"\" Schumpeter den zeitgen{\"o}ssischen Vertretern der deutschen Historischen Schule wesentlich n{\"a}her steht, als dieses in der Regel von der Literatur eingesch{\"a}tzt wird. Das bezieht sich nicht nur auf das Begreifen von {\"O}konomik als einer historischen Wissenschaft, sondern vor allem auch auf sein Verst{\"a}ndnis der {\"o}konomischen Dynamik vor ihrem gesellschaftlichen Hintergrund. Die Untersuchung endet mit einer Einsch{\"a}tzung des Beitrags, der dem Schumpeterschen Werk vor diesem Hintergrund f{\"u}r die aktuelle Analyse von wirtschaftlicher Dynamik zu entnehmen ist. Dabei stellt sich vor allem Schumpeters Vorstellung von wirtschaftlicher Entwicklung als Ungleichgewichtsproze{\"s} als eine vielversprechende Alternative zur gleichgewichtigen neoklassischen Wachstumvorstellung dar. Ebenfalls erscheint sein weiter, \"\"sozial{\"o}konomischer\"\" Untersuchungsrahmen, der wirtschaftliche Entwicklung vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels als einen geschichtlichen Vorgang begreift, auch f{\"u}r die heutige Wachstumstheorie noch als richtungsweisend. F{\"u}r konjunkturtheoretische {\"U}berlegungen dagegen scheint Schumpeters Entwicklungsvorstellung eine weniger geeignete Grundlage abzugeben. JEL-Klassifikation: B3, B4. Inhalt 1 Einleitung 2 Das Forschungsprogramm der theoretischen National{\"o}konomie \# 2.1 Die theoretische National{\"o}konomie und die deutsche Wirtschaftswissenschaft \# 2.2 Die wissenschaftstheoretische Fundierung der theoretischen National{\"o}konomie 3 Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung \# 3.1 Ankn{\"u}pfung an die theoretische National{\"o}konomie und Kritik der bisherigen Theorie \# 3.2 Transformation der statischen Theorie zur station{\"a}ren Wirtschaft \# 3.3 Der Mechanismus der wirtschaftlichen Entwicklung \# 3.4 Die Verf{\"u}gung {\"u}ber Produktionsfaktoren, die Rolle der Kreditsch{\"o}pfung, der Kapitalbegriff und die sich daraus ergebende Bedeutung des soziologischen Rahmens der wirtschaftlichen Entwicklung \# 3.5 Der Konjunkturzyklus als Gesamtproze{\"s} der wirtschaftlichen Entwicklung \# 3.6 Was hei{\"s}t \"idealtypisch\"? 4 Das Forschungsprogramm der Sozial{\"o}konomik \# 4.1 Die weitere Entwicklung bis zu Schumpeters Berufung an die Bonner Universit{\"a}t \# 4.2 Die Rolle der Geschichte im Rahmen der {\"o}konomischen Analyse \# 4.3 Wirtschaftsgeschichte als empirisches Wissen \# 4.4 Sozialgeschichte als irreversibler Proze{\"s} \# 4.5 Gr{\"u}nde f{\"u}r Schumpeters Umbesinnung \# 4.6 Der Wechsel in die USA und die Statistik 5 Die theoretische, historische und statistische Analyse des kapitalistischen Prozesses \# 5.1 Stationen auf dem Weg der {\"U}berarbeitung der \"Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung\" \# 5.2 Der gro{\"s}e Wurf: die \"Business Cycles\" \# 5.3 Der Mi{\"s}erfolg des gro{\"s}en Wurfs 6 Analytische Instrumente und Unternehmergeschichte: die weitere Enwicklung \# 6.1 Schumpeters weitere Arbeit auf dem Gebiet der Statistik, der Soziologie und der Methodologie \# 6.2 Analytische Instrumente und Unternehmergeschichte 7 Res{\"u}mee}, language = {de} }