Die Messung der Bestandskraft der Profiklubs der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga als Grundlage für deren Lizensierung: Daten, Methoden und Ergebnisse : Eine Analyse der HHL Leipzig Graduate School of Management
- Ausgangspunkt der Betrachtung: In Bezug auf die verschärften COVID-19 Maßnahmen und den mittlerweile vollzogenen zweiten Lockdown in Deutschland äußerte sich CHRISTIAN SEIFERT, Geschäftsführer der DFL, am 07. Dezember 2020 auf einer Pressekonferenz, dass „es [...] in den nächsten 12 bis 24 Monaten für den einen oder anderen Klub eng, und für manche auch sehr eng werden [kann]. [...] Letzte Saison war bestenfalls ein laues Lüftchen, jetzt aber kommt der Sturm.“ Die öffentliche Diskussion, ob der Ball weiterhin rollen darf, nimmt folglich wieder Fahrt auf in Deutschland. Bereits im Frühjahr, als die Bundesliga während der ersten Pandemie-Welle pausierte, kamen Meldungen auf, dass 13 von 36 Profiklubs aus der 1. und 2. Fußball-Bundesliga insolvenzbedroht seien. Erst nachdem sich die DFL mit den Fernsehanstalten über eine Vorabzahlung der TV-Gelder einigen konnte, waren die Klubs (vorerst) auf der sicheren Seite – auch wenn die Situation durch ausbleibende Ticketing-Einnahmen infolge von Geisterspielen angespannt blieb. Eine Unterbrechung des Spielbetriebs durch einen erneuten Lockdown und damit einer erneuten Einstellung des Spielbetriebs verschärft das Risiko des finanziellen Kollaps für die Klubs. Denn auch in der aktuellen Saison gibt es in den TV-Verträgen keine „Pandemieklausel“. Sollte ein Sender nicht zahlen wollen, wie Eurosport in der abgelaufenen Saison 2019/2020, fehlt es der DFL an der rechtlichen Handhabe, die Gelder einzuklagen: das Worst Case-Szenario für die DFL und ihre 36 Bundesligisten. Auch wenn bisher Insolvenzen ausgeblieben sind, befinden sich die Klubs der 1. und 2. Bundesliga weiterhin in einer äußerst kritischen finanziellen Lage. Die DFL sucht derzeit nach Lösungen, die angespannte finanzielle Situation zu lockern. Ab der Saison 2021/22 gilt für die TV-Gelder eine Neuverteilung – mit Fokus auf Stabilität und Solidarität. Aber auch eine Öffnung der Liga für strategische Investoren steht zur Debatte. Ein entsprechender Prozess soll zu Beginn 2021 eingeleitet werden. Die sich verändernde Marktsituation, sei es bedingt durch die anhaltende Pandemie aber auch u.a. durch das anhaltende Marktversagen in Sachen Transferpreise, stellen folglich die Bestandskraft der Klubs der 1. und 2. Fußball-Bundesliga immer mehr in Frage. Risikoermittlung und Risikoeinschätzung spielen auf Seiten der Klubs und der Liga daher künftig eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Document Type: | Periodical |
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Language: | German |
Author: | Henning ZülchORCiD, Marvin Menzdorf, Johannes Philipp Schregel |
Chairs and Professorships: | Chair of Accounting and Auditing |
Parent Title (German): | Football Fact Sheet |
Series (Serial Number): | Football Fact Sheet (#2/20) |
Issue: | Dezember 2020 |
Year of Completion: | 2020 |
Page Number: | 16 |
Content Focus: | Practitioner Audience |
Licence (German): | ![]() |