Peter Kesting

• Der Untersuchungsgegenstand dieses Aufsatzes ist dem der traditionellen Entscheidungstheorie vorgelagert: In ihm wird nicht die Frage untersucht, wie ein Akteur ein bestimmtes, gegebenes Entscheidungsproblem löst, sondern wie er es formuliert. Genaugenommen wird der Frage nachgegangen, warum ein Akteur in einer bestimmten Situation über die Ausführung einer bestimmten Handlung nachdenkt, bzw. in welcher Situation er über die Ausführung welcher Handlung nachdenkt. Basis für die weitere Untersuchung ist zunächst eine Präzisierung des Erklärungsgegenstandes: des Entscheidungsproblems. Es wird gezeigt, daß es möglich und sinoll ist, Entscheidungsprobleme als Konstrukt zum Durchdenken des Tuns zur Verfolgung einer bestimmten Intention anzusehen. Eine Intention besteht in der Absicht eines Akteurs, über sein Handeln einen bestimmten Zustand herzustellen. Auf dieser Grundlage kann die Ausgangsfrage dieses Aufsatzes auf die Frage fokussiert werden, warum ein Akteur in einer bestimmten Situation eine bestimmte Intention verfolgt, bzw. in welcher Situation er welche Intention verfolgt. Es wird gezeigt, daß eine Beantwortung dieser Frage auf der Grundlage der klassischen Optimierungsvorstellung nicht möglich ist, weil die Existenz der Intention für sich erst aus einer Beschränkung der Rationalität und damit der Fähigkeit zur Optimierung erklärt werden kann. Im Zentrum des Aufsatzes steht deswegen die Einführung und Diskussion einer theoretischen Alternative zur Optimierung: die Aufmerksamkeit.