Mit dem FoMa-Krisenradar wurde ein replizierbares Modellkonzept zur Analyse von Krisen-szenarien für professionelle Fußballklubs erarbeitet. So erweist sich das Krisenradar als analytisches Werkzeug zur Betrachtung strategischer Handlungsbedarfe im Management von
Fußballklubs, das ein ganzheitliches Bild der existenziellen Lage eines Klubs zeichnet. Auf 16 kontextualisierten Schwellenwerten basierend, bietet der Krisenradar eine aus dem IDW S6 hergeleitete Methodik, die sich in sechs Krisenphasen unterteilt: Stakeholderkrise, Strategiekrise, Produkt- und Verkaufskrise, (sportliche) Leistungskrise, Liquiditätskrise sowie Insolvenz.
Der Profifußball hat sich zu einer ökonomisch relevanten Industrie entwickelt, die allein im Jahr 2022 Gesamteinnahmen von über 20 Milliarden Euro umsetzte (Deloitte, 2023; Holzmayer & Schmidt, 2020; Szymanski, 2010). Trotz des wirtschaftlichen Rückenwinds sind zahlreiche Fußballklubs in Europas führenden Fußballigen in finanzielle Schwierigkeiten geraten (Alaminos & Fernández, 2019; Barajas & Rodríguez, 2010; Solberg & Haugen, 2010). In diesem Zusammenhang untersuchte die HHL GRADUATE SCHOOL OF MANAGEMENT bereits in der Vergangenheit die Bestandskraft von Fußballklubs (Miketta, 2022; Schregel et al., 2021; Zülch et al., 2020; Zülch et al., 2021). Das vorliegende Factsheet knüpft nahtlos daran an, ergänzt bestehende Arbeiten und gibt einen aktuellen Einblick in die finanzielle Lage in Europas Spitzenfußball.
Die Saison 2022/2023 stellte für Paris St. Germain (PSG) die zwölfte Saison seit Übernahme durch Qatar Sports Investments (QSI) dar. Das Jahr war nicht weniger aufregend als eines der anderen seit dem Einstieg der Kataris. Viel ist passiert, was den Klub von dem Erreichen seiner damals formulierten Ziele abgebracht hat. Die Suspendierung des Weltfußballers Lionel Messi wegen unerlaubter Reisen, die Belagerung des Privathauses von Messis Sturmpartner Neymar durch rund 200 PSG-Fans oder das wiederholte Ausscheiden aus der Champions League.
Zielsetzung:
Das Forschungsteam der HHL Leipzig Graduate School of Management leistet mit dem hier vorgelegten Factsheet einen ersten Beitrag, den Status Quo zur Umsatzgenerierung zu dokumentieren und untersucht, wie Fußballvereine der europäischen Spitzenligen ihre Umsätze zusammenstellen, sowie steigern und diversifizieren können. Dabei wird die Umsatzsituation von über 160 europäischen Fußballklubs verglichen und die Beobachtungen werden in ein Benchmarkingkonzept eingeordnet. Das Fact Sheet liefert eine Zusammenfassung des Forschungsansatzes und gibt die Ergebnisse in einer Bewertungslogik wieder, die strategische Stoßrichtungen für das Management von Fußballklubs im Hinblick auf deren Umsatzkomposition darlegt. Im Ergebnis lässt sich ein Zusammenhang zwischen sportlichem und finanziellem Erfolg feststellen, welcher bereits in wissenschaftlichen Untersuchungen in an-derem Kontext diskutiert worden ist. (ALAMINOS ET AL., 2020; GALARIOTIS ET AL., 2018).
In diesem Zusammenhang interessieren allerdings zwei Fragestellungen, die Gegenstand der Analyse waren:
- Wie versteht und segmentiert das wissenschaftliche Schrifttum die Umsatzgenerierung im Profifußball?
- Wie kann der europäische Profifußball hinsichtlich seiner Umsatzgrößen bzw. seiner Umsatzkomposition strukturiert werden und wie kann die Analyse Klubs unterstützen ihre Managementstrategie zu optimieren?
Die Untersuchungen zahlen dabei auf den von der HHL Graduate School of Management entwickelten FoMa Q-Score ein, der die Managementqualität von Bundesligaklubs entlang von 66 Kriterien in den vier Dimensionen bewertet (ZÜLCH ET AL., 2021). Die Umsatzerzielung ist dabei die wichtigste Metrik der im FoMa Q-Score betrachteten Finanzdaten (ZÜLCH ET AL., 2022).