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Während der COVID-19 Pandemie hat sich die finanzielle Situation im deutschen Profifußball zunehmend verschärft. Dementsprechend wurde der Bedarf nach Instrumenten zur Risikofrüherkennung im Lizenzierungsverfahren der Bundesliga verstärkt. Hieran setzt der vorliegende Beitrag an und stellt das international anerkannte Altman Z"-Score-Modell zur Erfassung der wirtschaftlichen Bestandskraft der Proficlubs vor. Dabei sind Limitationen des Modells bekannt und zur entsprechenden Kalibrierung wird es in ein Ratingmodell überführt. Anschließend wird das Modell angewandt und die finanzielle Lage der 36 Profifußballclubs der 1. und 2. Fußball-Bundesliga eingehend analysiert. Unter Betrachtung einer Saison weisen 14 von 36 Fußballclubs hohe finanzielle Risiken auf. Das vorgelegte Modell kann für die Debatte um Risikomanagementsysteme in dieser Branche zweifelsohne in Betracht gezogen werden.
Ausgangspunkt der Betrachtung:
In Form eines sog. ‚Proof of Concept‘ wurde 2021 der Football Management-Quality Score, kurz FoMa-Q Score (ZÜLCH, PALME & JOST, 2020), als intelligentes Framework modelliert, welches mithilfe von Machine Learning die Bundesliga Rangkategorie der Saison 2020/21 vorhersagen sowie konkrete Handlungsempfehlungen für die analysierten Fußballklubs abgeben konnte (SCHREGEL, LECKELT & ZÜLCH, 2021). Die Genauigkeit des Modells für die Saison 2020/21 lag bei ~ 63% bzw. ~ 73% korrekten Klassifizierungen für unbekannte Daten. Die Ergebnisse zeigten, dass es auf der Basis des FoMa-Q Score möglich ist, das Bun-desliga-Ranking eines Fußballklubs für die nachfolgende Saison vorherzusagen. Mittels dieser Vorhersage kann der Einfluss einer (strategischen) Entscheidung auf die Klub-Zukunft direkt dargelegt werden. Somit lassen sich für das Klubmanagement konkrete Handlungs-empfehlungen formulieren und evaluieren.
Für die Saison 2021/22 wurde das Machine Learning Modell um die Daten des FoMa-Q Scores 2021 (ZÜLCH ET AL., 2021) ergänzt, und die Vorhersagen der Tabellenabschnittsplatzierungen für das Ende der Saison 2021/22 am 13.09.2021 durch die Autoren bei ASPRE-DICTED.ORG registriert. In diesem Zusammenhang interessiert vor allem eine zentrale Fragestellung, die Gegenstand der Analyse war:
Kann der FoMa-Q Score auf der Basis der Vorhersage der Tabellenabschnittsplazierung einem Bundesligaklub helfen, seine (künftige) Leistung nachzuvollziehen und ggf. zu optimieren?
Nachfolgend werden in der gebotenen Kürze eines Fact Sheet die Studie und die korrespondierenden Ergebnisse der HHL Leipzig Graduate School of Management prägnant dargelegt. Anhand der FoMa-Q Score Daten der vergangenen Jahre sowie der Bundesligaplatzierung des Klubs RB Leipzigs wird eine Antwort auf die aufgeworfene Fragestellung gegeben.
Measuring robustness
(2021)
Purpose:
Many factors influence success at a professional football club, as each club has an exclusive definition and interpretation of success. Using the Football Management Q-Score as a foundation, the authors set out to prove the framework's robustness in the industry's current environment.
Design/methodology/approach:
To determine the purpose, the authors conducted interviews with Bundesliga experts. Using the Gioia Method, the authors could condense interview feedback into aggregate themes reflecting the main findings of the analysis process.
Findings:
From 1,025 codes, three main contributions resulted – the concept of intercorrelation, a more balanced and dynamic framework, and four new key drivers.
Originality/value:
Expert feedback validated the framework as robust, and the further main contributions gave the framework a wider application to a larger range of clubs, allowing the users of the framework to infer a greater context. Interview results proved the inclusion of Kaplan and Norton's original framework with vision and strategy.
Die finanzielle Situation der Klubs des deutschen Profifußballs hat sich im Laufe der Pandemie immer weiter zugespitzt. Die Tragweite der existierenden Defizite in dieser Branche wird immer offensichtlicher. In diesem Zusammenhang wird der Ruf nach einer Risikofrüherkennung immer lauter. Hieran setzt der vorliegende Beitrag an.
Introducing the broader topic of football and its vast influence on culture and society, the question of sustainable success is at a tipping point. The football industry has grown to supply substantial monetary value to its respective national economies and continues to provide society with one of the most influential past-times in history. Yet, the sport is under tremendous focus more than it already was as the Coronavirus pandemic forced leagues around the world to redesign operations and to adapt to the situation. Under normal circumstances, clubs need to focus on making efforts sustainable and long-lasting; however, under extreme conditions, sustainability is more necessary than ever, therefore, making a case for shifting emphasis from critical success factors (CSFs) into sustainable success factors3. In this Literature Review, CSFs in top European clubs were investigated to find significant associations between sustainability, success, and football company structure relating to management. Although existing research suggests there are few management frameworks proper to measure success in professional football clubs, there is one all-encompassing framework known to date that is the most applicable — the Football Management (FoMa) Q-Score (2019)4. The structure and main principles of the FoMa Q-Score were used as a foundation for this Literature Review and, therefore, four specific dimensions outlined in that framework were focused on when examining CSFs: Sporting Success, Financial Performance, Fan Welfare Maximization, and Leadership and Governance. The goal was to synthesize knowledge from existing literature not revealed in the FoMa Q-Score and to find key linkages, research gaps, and unsolved applications. Findings revealed there are more relevant factors that could strengthen each dimension and the overall framework, thus leading to practical application in professional football clubs and to a shift to sustainable success factors.
Ausgangspunkt der Betrachtung:
Beim Fußball geht es aus gesellschaftlicher Sicht nicht nur um das reine Spielergebnis, sondern vielmehr um den „Fußball“ an sich. Er ist für viele Menschen nicht nur ein leidenschaftliches Hobby; er vermittelt Zugehörigkeit und steht für zahlreiche Werte. Aus Sicht der Fußballclubs geht es unzweifelhaft darum, den Stakeholdern das bestmögliche Sport- und Vereinserlebnis zu bieten. Hierfür ist heutzutage das Zusammenspiel zahlreicher Faktoren erforderlich, welche sich zunehmend komplexer gestalten. Fußballvereine bzw. -clubs benötigen daher langfristige und somit nachhaltige Ansätze, welche eine Professionalisierung in allen operativen Bereichen sicherstellen. Einfache Kennzahlensysteme bspw., die Einsatz in der Unternehmenspraxis finden, können hier bereits Hilfestellung leisten, um den Erfolgsbeitrag jeder einzelnen operativen Einheit in einem Club messen und analysieren zu können.
Gerade in Krisenzeiten nimmt die Bedeutung von Messbarkeit und Analysemöglichkeiten zu. Schaut man sich die Berichterstattung während der Pandemie zu unserem Lieblingssport Fußball an, so wird schnell eins klar, die Clubs trifft die Pandemie mit voller Härte. Sie wurden und werden mit schwerwiegenden Konsequenzen konfrontiert (SPORTSCHAU, 2020).
Als die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga in Deutschland im Mai 2020 nach der ersten Corona-Welle genehmigt wurde, erhielt die deutsche Profifußballbranche die einmalige Gelegenheit, den Menschen ein kleines Stück Normalität zurückzugeben. Ein Vertrauensvorschuss wurde dieser Branche zuteil. Für manche ungerechtfertigt, für andere genau richtig. Überdies konnte der Welt so aber auch bewiesen werden, dass die Bundesliga über eine solide Infrastruktur sowie fachkundige Entscheidungsträger und verantwortungsbewusste Akteure auf allen Ebenen der Liga verfügt. Ungeachtet der Euphorie im Zusammen-hang mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Mai 2020 mussten einige Clubs mit massiven Auswirkungen der Pandemie kämpfen. Überlebenswichtige Umsatzströme wie aus den Fernsehübertragungsrechten blieben zunächst aus und gingen im Nachgang stark zurück. Eine Abwärtsspirale wurde bei den Proficlubs ausgelöst (KAUFMANN, 2020). Strategien mussten (erstmals) überdacht und bewertet werden. Eine echte Herausforderung, wenn nicht gar eine Überforderung.
Als Instrument zur strategischen Justierung eines Profifußballclubs kann der Football Management Quality-Score (FoMa Q-Score) nach ZÜLCH et al. dienen (ZÜLCH,PALME &JOST, 2020). Der FoMa Q-Score ist das derzeit umfassendste Framework, welches die zentralen Aspekte für den langfristigen Erfolg eines Fußballclubs abzubilden vermag. Anhand seiner vier Erfolgsdimensionen „Sporting Success“, „Financial Performance“, „Fan Welfare Maximization“ und„Leadership & Governance“ gibt er Orientierung und misst dabei auch den Grad der Professionalisierung eines Clubs. Aber damit nicht genug. Neben grundlegenden Erkenntnissen und Zusammenhängen ist eingedenk aktueller Trends und sich verändernder Rahmenbedingungen ein tieferes Verständnis für den Erfolg eines Profifußballclubs zu entwickeln und neues Wissen für die Praxis zu generieren. Hier setzt die nachfolgend dargelegte Analyse der HHL Leipzig Graduate School of Management an. Insgesamt 20 Interviews mit führenden Branchenexperten wurden in der Zeit von September 2020 bis Februar 2021 durchgeführt, um die Eignung des FoMa Q-Score als eines strategischen Management-Tools für die Fußballbranche zu hinterfragen. Konkret wurde folgenden Fragestellungen nachgegangen:
1.)Spiegelt der FoMa Q-Score mit seinen Dimensionen und Subdimensionen die nachhaltigen Erfolgsfaktoren wieder, welche auf die Robustheit professioneller Fußballclubs schließen lassen?
2.)Was sind die Trends und Herausforderungen für die kommende Saison 2021/22 im professionellen Fußballmanagement?
Ausgangspunkt der Betrachtung:
Einnahmenrekorde, über 130.000 Arbeitsplätze und eine Gesamtwertschöpfung von 11 Milliarden EUR, Tendenz steigend (MCKINSEY,2020). Das war die Beschreibung der Bundesliga für die Saison 2018/201 – vor Corona. Die Clubs der 1. Bundesliga haben sich folglich zu Wirtschaftsunternehmen entwickelt. Diese sind gezwungen, strategische Entscheidungen zu treffen, um langfristig ihren Erfolg zu sichern und sich einen Wettbewerbsvorteil herauszuarbeiten (ZÜLCH &PALME,2017). Denn nur wer heute im Profisport unternehmerisch unterwegs ist und dessen Herausforderungen kennt, wird nachhaltig erfolgreich sein. Da diese Clubs auf den Erfolg strategisch ausgerichtet sind.
Mit der Professionalisierung der Bundesliga steigen indes auch die Anforderungen an die Entscheidungsgrundlagen für das handelnde Management. Eine zuverlässige und etablierte Quelle hierbei ist der Football Management Quality Score (FoMa-Q Score), da dieser ein in der Branche akzeptiertes Management-Framework bietet (ZÜLCH,PALME &JOST, 2020). In Form eines sog. ‚Proof of Concept‘ konnte der FoMa Q-Score nunmehr als ein intelligentes Framework modelliert werden, welches mithilfe von Machine Learning, die Bundesliga Rangkategorie der kommenden Saison vorhersagen kann sowie konkrete Handlungsempfehlungen für die analysierten Fußballclubs abgibt. In diesem Zusammenhang interessieren vor allem zwei Fragestellungen, die Gegenstand der Analyse waren:
1.)Wie genau kann die Bundesliga-Rangkategorie durch den FoMa-Q Score vorhergesagt werden?
2.)Kann der FoMa-Q Score einem Bundesligaclub helfen, seine künftige Leistung nachzuvollziehen und ggf. zu optimieren? Nachfolgend werden in der gebotenen Kürze eines Factsheet die Studie und die korrespondierenden Ergebnisse der HHL Leipzig Graduate School of Management prägnant dargelegt. Anhand der FoMa-Q Score Daten der vergangenen Jahre sowie der Bundesligaplatzierungen der betrachteten Clubs werden Antworten auf die aufgeworfenen Fragestellungen gegeben.
Executive Briefing:
Die finanzielle Situation von Profifußballclubs in der 1. und 2. Bundesliga hat sich im Laufe der Pandemie immer weiter zugespitzt und dementsprechend wurden die Rufe nach einer Risikofrüherkennung immer lauter. Hieran setzt der Beitrag an und nutzt das international anerkannte Altman Z’’-Score-Modell zur Erfassung der wirtschaftlichen Bestandskraft der Proficlubs. Dabei sind zum einen die Limitationen des Modells wie die streng festgelegten Trennwerten des ursprünglichen Modells, die zu einer erhöhten Fehleinstufung von Unternehmen in den insolvenzgefährdeten Bereich führen könnten, den Autoren bekannt. Zum anderen ist offenkundig, dass es sich beim Profifußball um ein volatiles Geschäftsmodell handelt, bei dem der Z’’-Score von Jahr zu Jahr starken Veränderungen ausgesetzt ist.
Um das Modell in ein aktuelles Bewertungssystem zu überführen, berechnen die Autoren den Z’’-Score der Fußballclubs und übersetzen ihn nach einem von ALTMAN vorgeschlagenen Verfahren in Ratingnoten. Das Ergebnis ist ein differenziertes jahresabschlussbasiertes Ratingsystem. Um ein mittelfristiges Bild über die finanzielle Bestandskraft zu erhalten und die Volatilität des Scores zu senken, nutzen die Autoren ein Rating auf Drei-Jahresbasis.
Bei der Anwendung eines Ein-Jahresratings zeigt sich, dass 13 Fußballklubs als CCC+ oder schwächer bewertet worden wären und sich dementsprechend die Auswirkungen von vier Monaten COVID-19 in der Saison 2019/20 im Rating widerspiegeln. Unter einem mittelfristigen Blick zeigt sich jedoch, dass 17 von 35 Fußballklubs der 1. und 2. Bundesliga ein BB+ bis B- Rating erhalten haben.
Generell gilt B als ein sehr gängiges und finanzierbares Anleiherating für Unternehmen und entwickelt sich seit den 1980ern zur vermutlich größten Ratingkategorie für Nicht-Finanzunternehmen.
Insgesamt ist das übersetze Verfahren differenzierter als das ursprüngliche Z-Score Verfahren. Die Verwendung des Z’’-Score als Grundlage für eine jahresabschlussbasierte Ratingbewertung böte somit eine erste gute und transparente Grundlage als Ergänzung zum Lizenzierungsverfahren für die 1. und 2. Bundesliga
The dissertation comprises four manuscripts that aim to enhance the knowledge on strategic man-agement of professional football clubs within Germany, especially with regard to the prediction of success. Apart from manuscript A which is a review of extant literature of football manage-ment variables leading to success, and manuscript B, which is a qualitative investigation on sus-tainable success factors affecting professional football clubs, the remaining manuscripts C and D comprise two empirical studies; they can be further partitioned in manuscript C, investigating the prediction of failure with the worst-case scenario of bankruptcy and manuscript D, covering the prediction of failure and success in a proof of concept based on machine learning.
Ausgangspunkt der Betrachtung:
In Bezug auf die verschärften COVID-19 Maßnahmen und den mittlerweile vollzogenen zweiten Lockdown in Deutschland äußerte sich CHRISTIAN SEIFERT, Geschäftsführer der DFL, am 07. Dezember 2020 auf einer Pressekonferenz, dass „es [...] in den nächsten 12 bis 24 Monaten für den einen oder anderen Klub eng, und für manche auch sehr eng werden [kann]. [...] Letzte Saison war bestenfalls ein laues Lüftchen, jetzt aber kommt der Sturm.“
Die öffentliche Diskussion, ob der Ball weiterhin rollen darf, nimmt folglich wieder Fahrt auf in Deutschland. Bereits im Frühjahr, als die Bundesliga während der ersten Pandemie-Welle pausierte, kamen Meldungen auf, dass 13 von 36 Profiklubs aus der 1. und 2. Fußball-Bundesliga insolvenzbedroht seien. Erst nachdem sich die DFL mit den Fernsehanstalten über eine Vorabzahlung der TV-Gelder einigen konnte, waren die Klubs (vorerst) auf der sicheren Seite – auch wenn die Situation durch ausbleibende Ticketing-Einnahmen infolge von Geisterspielen angespannt blieb. Eine Unterbrechung des Spielbetriebs durch einen erneuten Lockdown und damit einer erneuten Einstellung des Spielbetriebs verschärft das Risiko des finanziellen Kollaps für die Klubs. Denn auch in der aktuellen Saison gibt es in den TV-Verträgen keine „Pandemieklausel“. Sollte ein Sender nicht zahlen wollen, wie Eurosport in der abgelaufenen Saison 2019/2020, fehlt es der DFL an der rechtlichen Handhabe, die Gelder einzuklagen: das Worst Case-Szenario für die DFL und ihre 36 Bundesligisten. Auch wenn bisher Insolvenzen ausgeblieben sind, befinden sich die Klubs der 1. und 2. Bundesliga weiterhin in einer äußerst kritischen finanziellen Lage.
Die DFL sucht derzeit nach Lösungen, die angespannte finanzielle Situation zu lockern. Ab der Saison 2021/22 gilt für die TV-Gelder eine Neuverteilung – mit Fokus auf Stabilität und Solidarität. Aber auch eine Öffnung der Liga für strategische Investoren steht zur Debatte. Ein entsprechender Prozess soll zu Beginn 2021 eingeleitet werden. Die sich verändernde Marktsituation, sei es bedingt durch die anhaltende Pandemie aber auch u.a. durch das anhaltende Marktversagen in Sachen Transferpreise, stellen folglich die Bestandskraft der Klubs der 1. und 2. Fußball-Bundesliga immer mehr in Frage. Risikoermittlung und Risikoeinschätzung spielen auf Seiten der Klubs und der Liga daher künftig eine nicht zu unterschätzende Rolle.