Dieser Bericht stellt die Ergebnisse der Begleitforschung zum Jugendprojekt "Trans* - Ja und!?", einer Kooperation zwischen dem Bundesverband Trans* und dem Jugendnetzwerk Lambda, vor. Es wurden Interwies mit insgesamt 15 Teilnehmende zwischen 14-26 Jahren geführt. Die Studie enthält auf dieser Basis Berichte über u.a. Coming-Out-Prozesse, psychischen Belastungen, Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen, Erfahrungen mit dem Gesundheitsystem sowie dem Jugendhilfesystem in Deutschland sowie zum sozialen Umfeld von jungen Trans*. Es folgen Wünsche und Empfehlungen der Teilnehmenden: Diese umfassen bspw. einen selbstverständlicheren Umgang und besseren Informationsstand zu Trans* im Bildungssystem, einen Ausbau an Beratungs- und Selbsthilfeangeboten für Trans* und Angehörige sowie eine weniger stark reglementierte Gesundheitsversorgung, die stärker auf individuelle Bedürfnisse eingeht.
Der Autor untersucht den Stand der psychosozialen Versorgung von Trans*-Menschen in Deutschland. Dabei unterscheidet er zwischen drei "Säulen" professioneller Angebote: der traditionellen Hilfestruktur von psychologischen Begutachtungen und Psychotherapie, der Selbsthilfe und der Trans*beratung. Selbsthilfe und Beratung waren zunächst wichtige Alternativen zu einem therapeutischen und medizinischen Vorgehen, das nicht patient_innenorientiert arbeitete. Meyer zeigt auf, wie inzwischen Vernetzungen und Kooperationen zwischen den verschiedenen Angeboten aufgebaut werden. Außerdem plädiert er für einen stärkeren Einbezug der Interessensvertretungen von Trans*-Menschen als Erfahrungsexpert_innen, wenn es um die Gestaltung, den Auf- und Ausbau sowie die finanzielle und inhaltliche Förderung von Unterstützungsstrukturen geht.
Gisela Wolf und Erik Meyer zeigen Grundlagen der psychotherapeutischen Arbeit mit lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und queeren Patient_innen auf. Zunächst führen die Autor*innen in die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für LSBT*Q-Personen in Deutschland ein und geben Beispiele für homo-, bi- und trans*feindliche Diskriminierung und Gewalt sowie intersektionale Verschränkungen. Zusammenhänge zwischen gesellschaftlicher Ausgrenzung, Selbstkonzept und Gesundheit werden dargestellt, wie auch spezifische Ressourcen von LSBT*Q-Menschen. Schließlich thematisieren Wolf und Meyer den Wissensstand zu Schwierigkeiten von LSBT*Q-Personen in der Psychotherapie und stellen Möglichkeiten unterstützender Psychotherapie mit LSBT*Q-Menschen vor. Hierzu werden Standards der Psychotherapie mit lesbischen, schwulen und bisexuellen sowie mit transgeschlechtlichen und gender-nonkonformen Patient_innen und affirmative psychotherapeutische Zugänge aus unterschiedlichen Therapieschulen aufgezeigt.
Trans*affirmative Beratung
(2015)
Aufbauend auf einem Überblick über die Lebenssituation und Diskriminierungserfahrungen transidenter Menschen in Deutschland stellt Erik Meyer das Konzept der trans*affirmativen Beratung sowie dessen praktische Umsetzung in der Hamburger Trans*beratung vor. Im Zentrum der Beratung stehe dabei ein affirmatives Verständnis der Vielschichtigkeit von Trans*lebensweisen.
Der Autor E. Meyer führt zunächst in das Konzept der Heteronormativität ein und beschreibt es als grundlegend für trans*- und homofeindliche Einstellungen sowie Stigmatisierungen von schwulen, lesbischen, bisexuellen, trans*- und inter*geschlechtlichen Personen in der Gesellschaft. In Anlehnung an den Begriff der internalisierten Homofeindlichkeit wird im Weiteren internalisierte Trans*feindlichkeit erklärt als ein unbewusster Prozess, in dem Trans*personen gesellschaftliche trans*feindliche Haltungen übernehmen und verinnerlichen. Internalisierte Trans*feindlichkeit wirkt sich negativ auf die mentale Gesundheit von trans* Personen aus und führt beispielsweise zu vermindertem Selbstwertgefühl, Selbsthass, Schuldgefühlen, Scham sowie selbstschädigendem Verhalten wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Ausgehend von Ergebnissen eines Seminars werden verschiedene Strategien und Möglichkeiten für trans* Personen skizziert, um internalisierte Trans*feindlichkeit zu überwinden.