Pia Bergold und Andreas Buschner fassen in diesem Beitrag den Wissensstand zu gleichgeschlechtlichen Paaren mit Kindern / zu Regenbogenfamilien in Deutschland zusammen. Insbesondere werden die rechtlichen Rahmenbedingungen der Familiengründung mit der Öffnung der Ehe in Deutschland (Stand: 2018) und Studienergebnisse zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen aus Regenbogenfamilien dargelegt.
Markus Chmielorz zeigt den Verlauf der Entwicklung psychosozialer Beratungsangebote für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Menschen und deren Zusammenhänge mit der Emanzipationsbewegung gegen die Verfolgung und Pathologisierung von Lesben und Schwulen seit Beginn der 1970er Jahre auf. Am Beispiel von Nordrhein-Westfalen werden Entwicklungen der Beratungsarbeit von der Selbsthilfe hin zur Professionalisierung nachvollzogen. Der Autor fragt insbesondere danach, wie die Bedeutung eigener biographischer Erfahrungen / "Betroffenheitskompetenz" der Berater_innen diskutiert wird. Abschließend wird ein Ausblick auf die Auswirkungen eines intersektionalen Ansatzes auf die beraterische Arbeit von und für LSBT* gegeben.
Da die Forschungslage zu queeren und insbesondere Trans*Jugendlichen und ihren Bedürfnissen an Schulen nicht ausreichend ist, war es Ziel dieser Arbeit die Erfahrungen Trans*Jugendlicher in Berliner Schulen zu dokumentieren und diskutieren. Den Trans*Jugendlichen und ihrer individuellen Perspektiven sollte Gehör geschenkt werden. Deshalb wurde ein teil-partizipativer Ansatz verfolgt, der eine Einsichtnahme und Anmerkungsmöglichkeit der Befragten unterstützte. Es wurden sieben Jugendliche im Alter zwischen 16-20, welche Berliner Schulen besuchen und sich mit dem Begriff trans* identifizieren können, in leitfadengestützen Interviews befragt. Diese Interviews wurden mit Hilfe eines Kategoriensystems qualitativ analysiert. Es ist festzuhalten, dass sich die Erlebnisse je nach Schule und der Bekanntheit des Themas trans* unterscheiden. Die in den Ergebnissen herausgearbeiteten spezifischen Aspekte für Trans*Jugendliche an Schulen, wie geschlechtergetrennter Sportunterricht, Umkleiden und Toiletten sowie die Thematik der Namensänderung, zeigen klaren Handlungsbedarf auf, da die Jugendlichen hierzu häufig von Problemen berichten. Ein generelles Wissensdefizit bei Schulleitung, Lehrkräften und Mitschüler*innen kann konstatiert werden. Somit wird sich für eine früh einsetzende Aufklärungs- und Antidiskriminierungsarbeit ausgesprochen. Außerdem wird eine entsprechende Ausbildung von Lehrkräften als sinnvoll erkannt, damit diese in der Lage sind, trans*inklusive Vorgaben aus Rahmenlehrplänen auch umzusetzen. Die Befragten problematisieren Schule als exkludierenden Ort der Zwei- und Cisgeschlechtlichkeit sowie Heterosexualität. Dem folgt, dass die Thematisierung und ein Bewusstsein zu trans* sowie sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu einem vorurteils- und diskriminierungsärmeren Schulklima führen kann, in dem sich alle Beteiligten möglichst wohl und sicher fühlen und sich auf positive Art und Weise mit verschiedensten Geschlechteridentitäten auseinandersetzen können.
In einer Praxisreflexion der Mädchen*arbeit innerhalb des LSBT*Q-Jugendtreffs Sunrise in Dortmund fragen Madeline Doneit und Jasmine Klein nach Chancen und Schwierigkeiten der Schaffung von empowernden Angeboten für Jugendliche, die in ihrem Alltag sowohl Homo- und Trans*feindlichkeit als auch Sexismus erfahren. Diskutiert wird u.a., wie auch nicht-binäre, genderqueere und genderfluide Jugendliche, die von Heterosexismus betroffen sind, von den Angeboten angesprochen werden könnten.
Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI)
(2018)
Die Ansprechpersonen für LSBTI der Polizei Berlin legen ihr Präventionskonzept gegen Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen dar. Erklärt wird, dass in der Polizeilichen Kriminalstatistik Straftaten gegen LSBTI nicht recherchierbar seien, da die sexuelle Orientierung der Opfer bewusst nicht erfasst werde. Es lägen hier bezogen auf Straftaten gegen LSBTI ausschließlich Zahlen zu "Hasskriminalität" vor; das Dunkelfeld bei Straftaten mit der Tätermotivation Hass bzw. Vorurteile gegen LSBTI, bspw. Beleidigungen und Körperverletzungen, sei aber nach wie vor hoch einzuschätzen.
Lesbische Mädchen und junge Frauen in geschlossenen Fürsorgeeinrichtungen von 1945 bis Mitte der 1970er Jahre - eine Spurensuche
Bachelorarbeit von Regine Heider, B.A. Soziale Arbeit (Düsseldorf)
betreut von Christiane Leidinger und Elke Kruse
Die Situation lesbischer Mädchen und junger Frauen in der geschlossenen Fürsorgeerziehung zwischen 1945 und Mitte der 1970er Jahre in der BRD ist bisher kaum erforscht. Ziel der Arbeit war es daher, Spuren lesbischer Existenz in der geschlossenen Fürsorgeerziehung zu rekonstruieren und diese aus intersektionaler Perspektive zu analysieren. Die Arbeit ist im Feld der historisch-empirischen Intersektionalitätsforschung verortet.
Aus der umfangreichen Literaturrecherche konnten neun Quellen über lesbische Existenz in der geschlossenen Fürsorgeerziehung herauskristallisiert und kritisch-hermeneutisch untersucht werden. Dabei handelte es sich sowohl um Quellen der Primär- als auch der Sekundärliteratur.
Die Quellen zeigten, dass lesbische Mädchen und junge Frauen nachweislich in der geschlossenen Fürsorgeerziehung lebten. Für alle an deren Erziehung beteiligten Seiten, war Lesbischsein ein besonderes Thema, zeigte sich in unterschiedlichsten Zusammenhängen und hatte viele verschiedene Ausprägungen
Ausgehend von einer Darstellung des Frauenleitbildes in der BRD, das als Folie zur Beurteilung devianten weiblichen Verhaltens diente (mit dem zentralen Begriff „sittliche Verwahrlosung“ belegt), sowie von lesbischer Existenz im Forschungszeitraum, wurden die Quellen einer intersektionalen Analyse unterzogen. Diese ergab, dass das Leben der Mädchen und jungen Frauen in der Fürsorgeerziehung - wie auch außerhalb – von Sexismus und Heteronormativität, von Klassismus, Pathologisierung und umfassender körperlicher, psychischer sowie epistemischer Gewalt geprägt war. Die Machtverhältnisse Sexismus, Klassismus, Heteronormativität und Ableism/Pathologisierung finden sich in (fast) allen Fundstücken und sind häufig eng miteinander verwoben. Diese Verwobenheit kennzeichnet eine spezifische Diskriminierung, die besonders und einmalig ist, und die die Mehrdimensionalität lesbischer Existenz ausmachte und vielfach bis heute prägt.
In diesem Beitrag werden zunächst die Konzepte Transsexualität, Transgender und Trans* erklärt und ihre Entstehungskontexte beleuchtet. Es wird weiter aufgezeigt, wie Transgeschlechtlichkeit in der Geschlechterforschung innerhalb von Arbeiten, die sich mit der sozialen Konstruktion von Geschlecht befassen, Aufmerksamkeit erfahren hat. Insbesondere beleuchtet der Beitrag verschiedene Perspektiven und Forschungsfelder der nordamerikanischen und deutschsprachigen Transgender Studies, die sich seit Mitte der 1990er- Jahren als ein interdisziplinäres Forschungsfeld herausbildeten.
Aus Sicht der interdisziplinären Geschlechterforschung werden schlaglichtartig die Medizin- und Wissenschaftsgeschichte sowie der juristische und politische Diskurs über Intergeschlechtlichkeit beleuchtet. In diesem Artikel wird insbesondere auf die neueren Entwicklungen der deutschen Debatte und der damit einhergehenden Kritik an kosmetischen Eingriffen an inter* Neugeborenen eingegangen.
Christian Könne führt in den Forschungsstand zur Lebenssituation von Lesben und Schwulen in der DDR sowie zum staatlichen Umgang mit Homosexualität in der DDR ein. Eingegangen wird u.a- auf Rechte für Homosexuelle bei gleichzeitiger Kriminalisierung in der Öffentlichkeit und auf die Überwachung der schwul-lesbischen Szene durch die Staatssicherheit.
Die Autor_innen zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage von 2016 zu "Einstellungen gegenüber Lesben, Schwulen und Bisexuellen in Deutschland" auf. Die Studie gibt zum einen Aufschluss über das Ausmaß von Homophobie und Akzeptanz der Mehrheitsgesellschaft gegenüber Lesben, Schwulen und Bisexuellen in Deutschland; zum anderen wurde das Diskriminierungserleben im Alltag aus Sicht homosexueller bzw. gleichgeschlechtlich liebender Personen erfragt.