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Der Bericht einer an der Organisation eines "Kleinstadtlesbentreffens" 1975 beteiligten Frau über ihre "Erfahrungen mit hetero-Frauengruppen", ihr wachsendes Bedürfnis nach einer Lesbengruppe zum Austausch über "Lesbenprobleme" sowie über die spezifische Situation der Organisation einer Lesbengruppe in einer Kleinstadt - im Vergleich bspw. zur Arbeit der HAW-Frauengruppe in Berlin. Der Text gibt u. a. Einblick in die Situation und Diskriminierungserfahrungen lesbischer Frauen in der 70er Jahren in der BRD sowie über die Diversität in den Erfahrungswelten und Lebensumständen auch innerhalb der kleinstädtischen Lesbengruppe selbst.
Martha Escalona Zerpa reflektiert die Lebensbedingungen und Herausforderungen lesbischer Migrantinnen "aus den ´Dritte-Welt-Ländern´" in Deutschland. Lesbische Migrantinnen seien nicht nur von rassistischen Diskriminierungen und Ausschlüssen betroffen, sondern ständen zusätzlich vor der Heruasforderung von Unsichtbarkeit und Furcht vor Ablehung ihrer lesbischen Identität "inmitten der eigenen kulturellen bzw. religiösen Communitys" - mit der Konsequenz entsprechender psychischer Belastungen. Die Autorin fokussiert am Beispiel von ihr interviewter lesbischer Migrantinnen aus Lateinamerika Handlungsstrategien und Positionierungen von lesbischen Migrantinnen im Selbstfindungsprozess in Deutschland.
Die Autorinnen legen eine Chronik der Diskussionen um Antisemitismus in der westdeutschen Lesbenbewegung der 1980er Jahre dar. Wichtige Texte, Impulse und Kritiken gingen demnach insbesondere von dem Lesbisch-feministischen Schabbeskreis aus. Dieser von 1984 bis 1989 bestehende Zusammenschluss aus Jüdinnen und nichtjüdischen FrauenLesben thematisierte bspw. jüdische Geschichte, Identitätsfragen jüdisch und/oder deutsch, die Stellung von Frauen und Homosexuellen im Judentum sowie Antisemitismus in der Gesellschaft und in der Frauen- und Lesbenbewegung.
Ausgehend von der Studienlage, die Lesben als Risikogruppe im Hinblick auf Alkoholismus identifiziert, gibt die Autorin einen Überblick über Alkoholabhängigkeit bei Lesben, Wechselwirkungen mit Gewalt sowie problematische Faktoren in der lesbischen Subkultur. Dabei wird Alkoholismus nicht als individuelles Problem gefasst, sondern in Zusammenhang zu "systemimmanenter gesellschaftlicher Unterdrückung" gesetzt. Terrie A. Couch sieht hier insbesondere Zusammenhänge zwischen verinnerlichter Homophobie und Alkoholismus unter Lesben, welche sich gerade auch in Gewalt in lesbischen Partnerschaften zeigen würden. Zudem plädiert sie dafür, Erfahrungen von Kindesmissbrauch/sexuellem Missbrauch in der Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex nicht zu tabuisieren. Die Autorin appelliert an eine "kollektive Verantwortung" der lesbischen Gemeinschaft für Gruppennormen und Bagatellisierungen und empfiehlt "ein Lesbenprojekt, das sowohl Gewalt, Akoholismus und Alkoholmißbrauch als auch all die zugrundeliegenden Probleme in Verbindung mit Homophobie und Mißbrauch/Mißhandlung in der Kindheit in ihrer Wechselwirkung einbezieht".
Gabriele Dennert reflektiert die (Nicht-)Thematisierung von Alkoholismus in der Lesbenbewegung - in Anbetracht des erhöhten Risikos für Alkoholmissbrauch bei Lesben im Vergleich mit heterosexuellen Frauen. Ausgehend von der These, dass Alkoholismus nicht nur eine individuelle Abhängigkeit darstelle, sondern "eine Sucht der Gemeinschaft", zeigt sie insbesondere kritisch "koabhängige Strukturen" in öffentlichen lesbischen Orten, bspw. bei Großveranstaltungen wie Lesbentreffen, auf.
Der von Gabriele Dennert, Christiane Leidinger und Franziska Rauchut herausgegebene Sammelband bietet einen umfassenden Über- und Einblick in die Geschichte der Lesbenbewegung in Deutschland. Nach zwei Artikeln zu Rahmenbedingungen und Anfängen der Organisation seit 1900 folgen vielfältige Beiträge zu Themen, Debatten und Aktionsformen in den 70er und 80er Jahren in der BRD, in der Lesbenbewegung der DDR von den 70er Jahren bis 1989 sowie zu Entwicklungen in den 90er Jahren. In die Themenblöcke wird von den Herausgeberinnen jeweils mit einem Überblicksartikel eingeführt. Die folgenden Kurzbeiträge fassen entweder die thematischen Auseinandersetzungen und Wissensstände zu einzelnen Aspekten zusammen oder erinnern und reflektieren aus aktivistischer Perspektive eigene Erfahrungen innerhalb der Lesbenbewegung.
Dennert, Leidiger und Rauchut zeichnen in diesem Überblicksartikel die Entwicklung der DDR-Lesbenbewegung von den 1970ern bis 1989 nach. Nach einer Einführung in die politischen und diskursiven Rahmenbedingungen für lesbisches Leben in der DDR werden die Anfänge erster lesbisch-schwuler Gruppen Anfang der 70er Jahre beschrieben sowie die zwei unterschiedlichen politische Organisationsarten von Lesben in der DDR aufgezeigt: in ´weltlichen´ Gruppen und unter dem Dach der evangelischen Kirche. Die Autorinnen thematisieren weiter das Spannungsfeld der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Forschungsprojekten zu Homosexualität in der DDR sowie die Entwicklungen am Ende der DDR/zur Zeit der Wiedervereinigung.
Die Autorin reflektiert den in ihrem persönlichen Fall deutlichen Zusammenhang zwischen ihrer Hautkrankheit Neurodermitis und der Bewältigung der sexuellen Gewalt, die sie in ihrer Mädchenzeit erfahren hat. Sie geht darauf ein, welche Rolle ihre lesbische Identität / der Rahmen von Frauenbeziehungen für ihre Auseinandersetzung mit den Missbrauchserfahrungen spielt. Sie beschreibt ihre Haut als Speicher der Erinnerungen an den Missbrauch und ihre Mädchen-Gefühle. Thematisiert werden zudem Überlebensstrategien wie Selbstverletzungen, Suchtverhalten, Dissoziation, ihre Entwicklung eines Zugangs zum eigenen Körpergefühl sowie ihr Verständnis von Heilung im Sinne von zunehmender Lebensfreude und Selbstliebe.