Vorgestellt werden Ergebnisse der inhaltsanalytischen Auswertung eines Online-Fragebogens, über den 415 sich als trans* identifizierende Personen zu Erwartungen an ihre Gesundheitsversorgung in Deutschland befragt wurden. Die Autor_innen stellen dabei zwei Bereiche vor: "von trans* Menschen individuell eingeschätzte Indikatoren ihres Behandlungserfolges" sowie "Diskriminierungserfahrungen in der und Erwartungen an die Gesundheitsversorgung". Als ein zentrales Ergebnis wird die Bedeutung eines wechselseitig vertrauensvollen Verhältnisses zwischen Behandlungssuchenden und Behandelnden hervorgehoben.
Die Autor_innen führen die Ergebnisse eines partizipativen Forschungsprojektes zur Trans-Gesundheitsversorgung in Deutschland aus: Dabei wurden 415 trans Personen über einen gemeinsam mit Vertreter_innen der Trans-Selbsthilfe und niedergelassenen Ärzt_innen mit Behandlungserfahrung von trans Patient_innen entwickelten Online-Fragebogen zu ihren Erwartungen an Gesundheitsversorgung befragt. Gefordert wird zentral eine individualisierte und partizipative Behandlung durch spezialisierte und geschulte Fachkräfte, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von trans Personen eingeht - bspw. auf Unterschiede zwischen binären und nonbinären trans Personen - und kommunikative und sozialer Aspekte im Behandlungsprozess berücksichtigt. Involvierte Fachhkräfte müssten dazu eigene heteronormative Einstellungen in Bezug auf Geschlecht und Sexualität kritisch reflektieren.
Die Autor_innen geben Einblick in den Wissensstand zu genderqueeren oder nicht-binären / non-binary Geschlechtsidentitäten, der Lebenssituation und den Diskriminierungserfahrungen von non-binary Personen sowie Diskussionen um deren Anerkennung in rechtlichen, medizinischen und psychologischen Konzeptionen und Regelungen. Der Artikel adressiert insbesondere Professionelle aus Psychotherapie und Psychiatrie und diskutiert, inwiefern Mediziner_innen in ihrer Praxis non-binary Patient_innen angemessen begegnen und unterstützen können.
In diesem Aufsatz wird eine Übersicht zum derzeitigen Kenntnisstand von Trans*-Menschen gegeben, die sich als non-binary oder genderqueer bezeichnen. Diese erhalten den Autor_innen nach zunehmend stärker Aufmerksamkeit von Behandler_innen und im Recht, wenn es um die Anerkennung eines nicht-binären Geschlechts geht. Außerdem wird erläutert, inwieweit Behandler_innen diese Menschen unterstützen können.
Die Autor_innen vollziehen den "Paradigmenwechsel" in der Diagnostik und Versorgung von Trans* anhand nationaler und internationaler Krankheitsklassifikationssysteme und Begutachtungs- und Versorgungsleitlinien nach. Vorgestellt und kritisch reflektiert werden die Diagnosen in den Klassifikationssystemen ICD-10 ("Transsexualismus", 2005) und DSM-5 ("Gender Dysphoria", 2013). Zudem vergleichen die Autor_innen die sozialmedizinische Begutachtungsrichtlinie des MDS (Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenversicherungen) mit der 7. Version der Standards of Care. Abschließend werden in einer Tabelle die binär-kategorialen Positionen zu Transsexualität im 20. Jahrhundert den Positionen zu Beginn des 21. Jahrhunderts gegenübergestellt.
Die Autor_innen befassen sich mit der Frage, ob es bei Trans*personen einen Zusammenhang zwischen der sexuellen Orientierung und dem Ergebnis des geschlechtlichen Angleichungsprozesses gibt. Lange galt in der Psychologie und Psychoatrie, dass ein Angleichungsprozess als gelungen zu bewerten sei, wenn am Ende eine heterosexuelle Orientierung stünde. Viele Studien zeigen dem Artikel nach aber, dass die sexuelle Orientierung bei Trans*-Menschen eine große Bandbreite besitzt. Einige Studien bezeichnen den Anteil nicht-heterosexueller Orientierungen unter Trans*-Menschen als größer als bei Cis-Populationen. Die Autor_innen argumentieren, dass heteronormative Annahmen seitens Therapeut_innen trans*geschlechtliche Klient_innen verunsichern und einschränken können und plädieren für Sensibilierung.
Die Autor_innen geben aus Perspektive klinischer Mediziner_innen einen Überblick über den Umgang mit Kindern und Jugendlichen "mit Phänomenen rund um das fortgesetzte Erleben von Geschlechtsdysphorie". Im Fokus steht die Frage danach, auf welcher Basis und auf welche Weise geschlechtsangleichende Maßnahmen/"irreversible Behandlungsmaßnahmen" vor dem 18. Lebensjahr zu rechtfertigen und umzusetzen sind. Vorgestellt werden Studienergebnisse von Nachuntersuchungen zu Geschlechtsdysphorie im Kindesalter, denen zufolge es aus klinischer Perspektive unmöglich ist, bei Kindern und Jugendlichen eine sichere Prognose des zukünftigen Geschlechtsidentitätserlebens zu stellen. Auf dieser Basis geben die Autor_innen praktischen Einblick in das Versogungskonzept der „Interdisziplinären Spezialsprechstunde für Kinder und Jugendliche mit Variationen der Geschlechtsidentität“ in Hamburg: Eingegangen wird auf Diagnostik, psychotherapeutische Rahmenbedingungen, "Pubertätsunterdrückung und Behandlung mit Sexualhormonen" sowie weitere Versorgungsmaßnahmen.