Dieser Parallelbericht bezüglich des kombinierten siebten und achten Berichtes der Bundesrepublik Deutschland zum Übereinkommen der Vereinten Nationen die Diskriminierung von Frauen zu beseitigen, fokussiert sich auf die soziale Situation von trans* Frauen in Deutschland und stellt zu den jeweiligen Problemfeldern spezifische Forderungen auf. Insbesondere macht der Bericht aufmerksam auf Grundrechtsverletzungen an geflüchteten trans* Frauen, transfeindliche Gewalt in Deutschland sowie auf die Auswirkungen gesetzlicher und medizinischer Regelungen auf trans* Frauen in besonders vulnerablen Lebenslagen, wie beispielsweise ein Leben in Armut oder in Haft. Weiter werden sowohl Versorgungslücken und Barrieren in der Gesundheitsversorgung problematisiert als auch eine Reformierung des Transsexuellengesetzes (TSG) gefordert.
Eine Frage der Vielfalt
(2017)
Die Autorin beschreibt beispielhaft alltägliche Herausforderungen und Schwierigkeiten von trans* Personen und unterstreicht, dass ergotherapeutische Interventionen für trans* Personen eine konkrete Hilfe im Alltag sowie während der Transition darstellen können. Insbesondere durch die klient_innenzentrierte und betätigungsorientierte Herangehensweise sei die Ergotherapie besonders geeignet, trans* Personen zu unterstützten. Die Autorin beschreibt verschiedene Empfehlungen und Handlungsoptionen für die Gestaltung der ergotherapeutischen Arbeit auf der Mikro-, Meso- sowie Makroebene. Die Empfehlungen umfassen beispielsweise die Reflexion über Geschlechterkonzepte, die Schaffung einer trans*freundlichen Praxis sowie die Aufnahme von trans* Themen in die ergotherapeutische Ausbildung. Mit Bezug auf die S3-Behandlungsleitlinie zu Geschlechtsdysphorie (Stand 2017) appelliert die Autorin an ergotherapeutische Fachkräfte, transgeschlechtlichen Menschen ein Angebot zu machen.
Intersexualität in NRW
(2017)
Die Veröffentlichung berichtet über die aktuelle Versorgungssituation intersexueller Kinder in Nordrhein-Westfalen. Der Projektbericht basiert auf einer zwischen 2015 bis 2017 realisierten Studie, in der Interviews mit Eltern intersexueller Kinder und Interviews mit Mediziner_innen durchgeführt wurden. Zudem wurden medizinische Versorgungsstrukturen statistisch ausgewertet und die Ergebnisse hinsichtlich aktueller gesundheitspolitischer Entwicklungen problematisiert. Der Projektbericht schließt mit dem Entwurf eines Informationskonzeptes für Eltern intersexueller Kinder.
Trans*verbündetenschaft
(2017)
Bezugnehmend auf Bishops Konzept der Verbündetenschaft geht Autor_in R. Hornstein anhand von 7 qualitativen, leitfadengestützen Interviews mit trans* Personen der Frage nach, welches unterstützende Verhalten sich trans* Personen von den Menschen in ihrer Umgebung wünschen. Die geäußerten Wünsche werden in der Auswertung differenziert nach der Grundhaltung gegenüber trans* Personen, dem Denken und Wissen über Transgeschlechtlichkeit, sowie dem konkreten Verhalten und gesellschaftlichen Umgang gegenüber trans* Personen. Hornstein legt mit der Arbeit eine erste empirische Grundlage einer Theorie der Trans*verbündetenschaft vor.
Joris Gregor beschreibt in dem Aufsatz anhand von biografischen Erzählungen intergeschlechtlicher Menschen das traumatisierende Potenzial der medizinischen Techniken zur binären Vergeschlechtlichung der körperlichen Materialität intergeschlechtlicher Menschen. Intergeschlechtliche Menschen werden mitunter über medizinische Untersuchungen und Behandlungsschritte nicht oder unzureichend aufgeklärt. Chirurgische Operationen finden häufig im nicht-einwilligungsfähigen Alter statt. Es ist vor allem der Entzug der Kontrolle über den eigenen Körper und die eigenen Grenzen, der traumatisierend wirkt. Im Abschlussteil des Aufsatzes überträgt Gregor die Überlegungen auf den Interaktionskontext Schule, der maßgeblich zwei(körper)geschlechtlich strukturiert ist.
Die Autor_innen Nieder & Núñez stellen in dem Artikel Handlungsempfehlungen vor, um die medizinische Versorgungssituation von Trans*personen mit einer Geschlechtsdysphorie individualisiert, partizipativ und interdisziplinär sowohl vor als auch nach möglichen sozialen und/oder körperlichen Transitionsmaßnahmen zu verbessern. Mögliche Spannungsfelder und Herausforderungen in der Versorgung und Betreuung von Trans*personen werden dabei thematisiert sowie strukturelle und interpersonelle Stigmatisierung von Trans*personen im Gesundheitssystem problematisiert.
Die vorliegende partizipative Studie geht der Frage nach, welche Wünsche und Bedenken transgeschlechtliche Personen gegenüber interdisziplinären Transgender-Versorgungszentren in Deutschland haben, die sich auf transitionsbezogene medizinische sowie psychotherapeutische Bedarfe richten. Barrierearmer Zugang zu Transgender-Versorgungszentren, selbstbestimmte Entscheidungen bezüglich geschlechtsaffimierenden Maßnahmen, individualisierte Versorgung sowie weitere Angebote der Gesundheitsversorgung (z.B. Krebsscreening, Knochendichtemessung, Fruchtbarkeitsbehandlungen) sind Wünsche, die die Mehrheit der Befragten angegeben haben. Bedenken gegenüber Transgender-Versorgungszentren wurden von den Befragten hingegen weniger angegeben als zuvor von den Autor_innen vermutet.
Dieser Bericht stellt die Ergebnisse einer Online-Kurzbefragung von trans* und transsexuellen Erwachsenen und Kindern sowie ihren Angehörigen vor. Die Umfrage hat Daten bezüglich der subjektiven Bewertung von Psychotherapeut_innen und Ärzt_innen, der in Anspruch genommenen medizinischen Maßnahmen und Kostenübernahme der Krankenkassen, der subjektiven Einschätzung des Fachwissens aufgesuchter Stellen und der Bedarfe nach mehr Unterstützung erhoben. In den Ergebnissen zeigten sich insbesondere Bedarfe nach Aufklärung über bestehende Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie nach sensibler Unterstützung an entsprechenden Stellen.
In dem Aufsatz werden die Ergebnisse einer zwischen 2003-2007 durchgeführten multizentrischen klinischen Studie präsentiert, in der nach der Lebenszufriedenheit und dem mentalen Gesundheitszustand von Menschen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung gefragt wurde. An der Studie nahmen 110 intergeschlechtliche Erwachsene aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil. Die Autor_innen verglichen die Ergebnisse mit den Werten, die in der Allgemeinbevölkerung vorherrschen. Es zeigt sich, dass intergeschlechtliche Menschen vor allem, was die mentale Gesundheit betrifft, benachteiligt sind. Die Autor_innen plädieren demgemäß für eine verbesserte psychologische Versorgung.
In dieser quantitativen Studie untersuchen die Autor_innen geschlechtsspezifische Determinanten, die die Lebensqualität von Trans*frauen und Trans*männern beeinflussen können. Die Ergebnisse sollen zu einer verbesserten und bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung von Trans*personen beitragen. Die Studie zeigt, dass insbesondere schlechter Schlaf signifikant zu einer geringeren Lebensqualität bei Trans*männern sowie Trans*frauen beiträgt. Weitere Faktoren, wie zum Beispiel Schmerzen sowie subjektive Zufriedenheit mit dem eigenen Körper, weisen hingegen unterschiedliche Effekte auf die Lebensqualität zwischen Trans*männern und Trans*frauen auf.